Barbara Honigmann – Ein Kapitel aus meinem Leben

Das Buch ist ein Beispiel dafür, wie anspruchsvoll und energiegeladen autobiographisches Schreiben sein kann. Es kreist um das Leben der Mutter der Autorin in dem es einen bestimmten Abschnitt fokussiert, der dem Buch den Namen gibt. Die Zeit ihrer Ehe mit einem Doppelagenten. Auch die Mutter war eine Agentin des KGBs, Jüdin, Kommunistin, die ihr Leben immer wieder neu findet sich neu verortet.
Es ist ein Sammelportrait vieler interessanter Frauen und Männer, die in den Zeiten der Diktaturen ihre Überzeugungen lebten. Mal gegen das System, mal mit ihm.

Es ist ein Buch über das Schweigen. Denn die Tochter erfährt nicht wirklich etwas von der Mutter über die Zeit als Agentin. Ein Leben nahe an der Wahrheit, aber immer ein bisschen daran vorbei. Die Tochter achtet diesen Zustand und will nichts recherchieren, nichts erforschen. Das ist genau der Punkt, der mich unbefriedigt lässt. Es ist verständlich nicht als Voyeurin dastehen zu wollen, es ist verführerisch, die Mythen der Kindheit in getragenen Farben aufrecht zu halten. Es schmerzt in die Schicht darunter zu gehen. Aber gerade die hätte mich interessiert.

Die Autorin ist vielfach ausgezeichnet, das war mir beim Lesen nicht bewusst.

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