Durch Mauern gehen

Marina Abramović ist sicher die zur Zeit bekannteste Peformancekünstlerin.

Mit 70 Jahren veröffentlicht die Partisanentocher ihre Autobiografie und gibt Einblicke in ihr Leben, ihre Beziehungen und ihr künstlerisches Schaffen.
Sie erzählt von Eltern, die beide in der Nacht mit einer geladene Pistole neben sich schliefen. So ist es nicht überraschend, dass sie zu dem Schluss kommt, dass die glücklichste Zeit ihrer Kindheit das Jahr war, das sie im Krankenhaus verbrachte.
Ihre Performances sind voller Schmerzen, Blut, Wunden und Narben.
„Der Schmerz ist wie eine Tür, die einen schützt, die einen davor bewahrt, die Wahrheit auf andere Weise zu sehen. In dem man durch den Schmerz hindurchgeht, öffnet man diese Tür und erfährt eine neue Art der Wahrnehmung.“

Sie lebt ein kompromissloses Leben und strebt Beziehungen an, in denen sie ganz aufgeht. Es verblüfft, wie wahrhaftig sie über den Schmerz des Verlassenwerdens spricht.
Dabei verspürt sie ständig den Drang die Welt vollständig zu erfassen. Fährt zu den Aborigines nach Australien und lebt eine Weile mit ihnen, sie holt sich Rat zu ihrem gebrochenen Herzen bei einer Schamanin.
Sie ist eine großartige Künstlerin und beherrscht das Marketing auf dem Kunstmarkt.

Das Buch rundet ihre Selbstinszenierung perfekt ab.

Comments (1)

wildgansJanuar 8th, 2017 at 10:46

Liebe Claudia, das Buch steht neben dem Briefband „Man steht sehr bequem zwischen allen Fronten“, Christa Wolf, auf meiner Wunschliste.
Tausend Dank für Deine kleine, feine Buchbesprechung!
Herzlich
Sonja

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