Ein Blick in den Abgrund des Kapitalismus

Grenfell Tower

Manchmal dauert es etwas, bis ich meine Sprache wieder finde. Manchmal Sekunden, Minuten, Stunden – dieses Mal Tage.

Der Kapitalismus hat viele grausame Gesichter. Jetzt hat er neues Gesicht dazu bekomme: den Grenfell Tower. Den brennenden Grenfell Tower. Den lohenden Grenfell Tower.
Warte, gleich habe ich es geschafft: Im Namen des Kapitalismus sind Menschen verbrannt. Vor unseren Augen.

Diese Menschen sind verbrannt, weil sie arm waren. Das ist der einzige Grund. Zu arm für Brandsicherheit. Zu arm, als dass ihr Schrei rund um die Welt zu hören wäre. Zu arm, als dass jemand ihre Geschichte erzählen würde.
Zu arm, als dass ihre Zahl in die Todesstatistik eingehen würde.
Sie werden vermisst, aber nicht gezählt. Sie verschwinden im Sommerloch. Dort taucht unversehens das Gespenst namens Helmut Kohl auf. Wir erinnern uns. Damals das waren die Zeiten als erste Weichen gestellt wurden. In England durch Margarete Thatcher. Damals begann das Verbrechen an den Armen Menschen. Später haben es viele Länder darin zur Meisterschaft gebracht.

Und heute sehen wir den lohenden Menschen zu. So sehr hassen sie uns, denke ich mir und begreife zum ersten Mal, wie ernst es ist.
So sehr hassen sie Menschen, dass sie in Kauf nehmen, dass sie in den Flammen verglü
hen.

Arme Menschen haben keine Wahl. Keine Hoffnung. Keine Würde.

Es wird lange dauern bis ich die Bilder vom Grenfell Tower verkraftet habe.

Sie gehen ins Innere. Treffen alle wunden Punkte. Ein Ausweg ist undenkbar.

Comments (1)

wildgansJuni 23rd, 2017 at 20:36

Klare Worte!
Ein Ausweg darf nicht undenkbar sein.

Leave a comment

Your comment

Kommentarlinks könnten nofollow frei sein.