Republica – 3. Tag

Der dritte Tag der republica beginnt mit einer Irritation, die das Diensthandy mit sich bringt. Wer? Wie? Was? Plötzlich bin ich in die Entscheidungshölle katapultiert. Was mache ich nur?
Dem Vortrag über die dritte industrielle Revolution, die die 3-D-Drucker mit sich bringen – oder mit sich bringen sollen – lausche ich mit einem halben Ohr und einem entscheidungsunwilligem Herzen. Das Fazit, das ich ziehe, ist mir schon lange bekannt: Ich muss mehr über diese Dinger erfahren. Schließlich hat André Gorz schon vor Jahren so viel Hoffnung in sie gesteckt.
Auch der Vortrag über die schwierigen Bedingungen unter denen Bloggerinnen und Blogger in Indien, China und anderen Ländern schreiben, stand noch in einem obskuren Verhältnis zu meinen Luxus-Entscheidungsproblemen und danach war ich sehr froh über etwas Abwechslung im Foyer. Jedes neue Gesicht und jede neue Person, die ich kennenlernte, war mir ein Vergnügen und eine Freude, das will ich an dieser Stelle ausdrücklich sagen. Da ich nicht weiß, ob es allen recht ist, hier zitiert zu werden, lasse ich es bei dieser pauschalen Aussage. Aber ein herzliches Dankeschön, möchte ich schon loswerden.

Danach kam der Felix Schwenzel – fast schon einer meiner Lieblings-Highlights der Republica. Er meinte, die Welt verbessert sich eigentlich von alleine, macht trotzdem zehn Vorschläge dazu, behauptet es seien acht und ich bin in meiner Mitschrift bei elf angelangt. Aber jetzt fragt mich bitte nicht, wer hier nicht zählen kann.

Wie das Internet das literarische Schreiben verändert, war mein nächster Programmpunkt und zum ersten Mal sah ich den Taubenvergrämer. So weit ich weiß, ist er in Limburg aufgewachsen und ich frage mich ernsthaft, was das erst für eine Katastrophe geworden wäre, wenn ihn das Schicksal die paar km weiter nach Weilburg verschlagen hätte.
Ich hab mich dann zu Deef Pirmasens und Simone Stoffers geschleppt. Wahrscheinlich weil mich meine Hormone bei der Vortragswahl unfair beeinflusst haben. (Männliche Sympathieträger standen heute sehr hoch bei mir im Kurs.)

Und dann zum Abschluss die hervorragende Anne Wizorek mit ihrem kleinen historischen Abriss über die Ereignisse zum #aufschrei. Ich bekam Gänsehaut als sie die #aufschrei-Nacht beschrieb. Der #aufschrei scheint sich zu einem historischen Ereignis zu entwickeln. So wie sich viele erinnern können, was sie taten als die Mauer sich öffnete oder wie sie von den Terroranschlägen des elften September erfuhren, scheint sich in unser historisches Gedächtnis festgesetzt zu haben, wie wir den #aufschrei bewusst wahrnahmen.
Da er spät am Abend begann, lag ich schon in meinem Bett. Ich bin früh, viel zu früh aufgewacht und sah in meine Timeline und mir war sofort klar: es ist etwas passiert. Wahrscheinlich war es ungefähr 4:30 und Nicole twitterte, dass sie nicht schlafen gehen kann, weil sie den #aufschrei nicht den Trollen überlassen kann. Ich hab nicht gleich alles kapiert, aber ich hab retweetet, was ich nur konnte – hatte das Gefühl, da ist etwas, was beschützt werden muss. Etwas zerbrechliches, das nicht zerbrechen darf. An diesem Tag habe ich entgegen meinen Gewohnheiten Twitter auch während der Arbeitszeit verfolgt – und war so stolz – ich wiederhole – ich war so stolz auf dieses Pflänzchen, das schon nach wenigen Stunden so erblühte.

So jetzt ist Schluss mit dem Pathos, das muss reichen. Alles andere liegt offen in meinem Herzen.
Vielen Dank an alle, die ich getroffen habe. Vielen Dank an alle die die Wertschätzung für andere Menschen ins Internet tragen.
Vielen Dank an Euch.

Comments (4)

claudiaMai 8th, 2013 at 22:19

Dieser Tag endete damit, dass mir die letzte U-Bahn-Karte in die Toilette fiel. Aber wer mich und mein intensives Verhältnis zum öffentlichen Nahverkehr kennt, ahnt schon, dass ich in solchen Fällen auch zu drastischen Rettungsmassnahmen greife.

vergraemerMai 9th, 2013 at 21:00

Wieso? Was ist demm mit Weilburg?

claudiaMai 9th, 2013 at 21:44

Schlechtes Karma, dieses Weilburg. Ganz schlechtes Karma. Für Taubenvergrämer ganz gefährliches Pflaster.

Stephan [PFK]Oktober 23rd, 2013 at 12:42

Der #Aufschrei ist sicherlich von sozialer Relevanz und hatte auch entscheidende Politische Folgen.
Ob es ein Historisches Ereignis ist das mit dem Mauerfall oder 9/11 gergleichbar ist wage ich zu bezweifeln.
lg
Stephan

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