Urlaubsticker

Nach einer Woche Urlaub kehrt sich das Innerste nach außen.
Wie so oft.
Windstärke sieben ist nicht meine Freundin, wird sie auch nicht werden, aber sie gehört hierhin – ich bin Gast.
Lesen – lesen tut gut. Genauso wie stricken. Und Sonne. Und alles hell. Und trotzdem keine heile Welt.
Obwohl: nein, die Partei Podemos gibt es bei uns nicht. Hier denken die Menschen mehr nach, sagt der junge Mann, den die Krise in Spanien schwer in seiner biologischen Biographie getroffen hat. Aber da gibt es noch das Netz, das den doppelten Boden gut simuliert. Die Gnade des wohlgefälligen Erbes, dämpft den Absturz ab.

Keine heile Welt und dennoch existentiell wichtig für mich. Außen. Innen. Alles erlebbar und fühlbar. Endlich ein Aufatmen zwischen den Alltagszeiten, kaum erklärbar, kaum beschreibbar.

Manchmal versuche ich es zu äußern, was mir am Alltagsleben so schwer fällt, aber es scheint nicht nachvollziehbar zu sein. Dass ich nicht dreidimensional sehe zum Beispiel, das ist offiziell keine Sehbehinderung, aber anstrengend. Manchmal laufe ich über die Straße, wenn in 500 m ein Auto kommt, manchmal schlendere ich, weil das Auto in 5 m Entfernung nur ein Schatten für mich ist. Ist es weit weg, kann ich das nicht umsetzen, mein Warnsystem springt an und sagt: rette dich.
Das ist allerdings nur die Schilderung des Straßenverkehrs, mir fällt es auch schwer, Sachen wieder zu finden, sie erstmal zu finden oder eben die ganze visuelle Welt mit meinem zweidimensionalen Blick einzuscannen und daraus einen dreidimensionalen Erlebnishorizont zusammenzudenken.

Es ist ja auch nicht so wichtig und übrigens nicht der einzige Grund, warum für mich Erholungsphase so wichtig sind. Symptomatisch ist, dass ich mich rechtfertigen will, dass ich mich nicht ganz wohl in meiner Haut fühle und unter Erklärungszwang leide, nur weil mir die Reizüberflutung im Alltag zu schaffen macht.

So alt geworden und so wenig klug. Oder doch? Wenigstens ein bisschen.

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