Journal01072020

Ein Alltag, der wahllos lebendig macht.

Lyrik tröstet mich durch die Tage. Vor einigen Jahren besaß ich eine Werksausgabe der Gedichte von Sarah Kirsch. Ich trug sie zum Bücherschrank an der Ecke wie so viele Bücher. Eine Maßnahme gegen meine Stauballergie und meine Besitzstandshaltung. Bücher, die in Bibliotheken zu leihen sind, braucht eine nicht zu besitzen. Denke ich heute immer noch. Selbst seit ich weiß, dass die Stadtbücherei tatsächlich viele Werke von bekannten Frauen gar nicht oder nicht mehr in ihrem Bestand hat. Von Sarah Kirsch würde ich jetzt gerne ihr Allerlei Rauh lesen. Gibt es nicht. Von Marlen Haushofer wollte ich gerne eine bestimmte Biografie lesen. Gibt es nicht. Die Tapetentür. Gibt es nicht.

Marlen Hausdorfer wäre im April 100 Jahre alt geworden. Eine Werksausgabe: Gibt es nicht.

Ich könnte das endlos fortsetzen.

Aber lieber stelle ich Beschaffungsanträge, damit wenigstens die Neuerscheinungen von Autorinnen in der Bestand der Büchereien kommen.

Comments (7)

englJuli 1st, 2020 at 11:39

die tapetentür! gibt es nicht??? unfassbar!!!

claudiaJuli 1st, 2020 at 11:53

Ja, die gibt es nicht.

Hab so gar nachgefragt, ob sie sie nicht beschaffen könnten, war aber erfolglos.

englJuli 1st, 2020 at 12:01

unglaublich! und unzumutbar, das geht doch so nicht! (eigentlich)

claudiaJuli 1st, 2020 at 14:37

Wir haben uns wirklich an allerhand gewöhnt!

(Titel des Briefwechsel zwischen Sarah Kirsch und Christa Wolf, ich bin wie gefangen in der Lektüre.)

schneeschmelzeJuli 1st, 2020 at 23:11

Öffentliche Bibliotheken sammeln vor allem neuere Literatur und orientieren sich dabei an den Ausleihezahlen. Habe auch mir auch mal anhören müssen, „Feminismus läuft ganz schlecht, täuschen Sie sich nicht“, musste ich mir also selber kaufen. Also: Je mehr danach fragen, desto eher wird es angeschafft. Oder aktualisiert, wenn es neue Auflagen gibt.

Wissenschaftliche Bibliotheken sammeln, was Gegenstand von Forschung ist, und orientieren sich dabei an der Nachfrage aus den Fachbereichen der jeweiligen Uni oder am Forschungsprogramm des Instituts, dem sie angehören. Feminismus -> Genderforschung.

Wenn ein Werk in der Heimatbibliothek nicht vorhanden ist, gibt es die Fernleihe. Habe ich auch schon gemacht. Da es keinen Verbundkatalog der öffentlichen Bibliotheken gibt, wird das Buch immer aus einer wissenschaftlichen Bibliothek besorgt. Kostet wenig und ist eine ganz normale Ausleihe, nur etwa aufwändiger bei der Bestellung.

Und alle Werke, die in Deutschland verbreitet werden (untechnisch gesagt), werden in der Deutschen Nationalbibliothek gesammelt (aber nur im Lesesaal zu nutzen).

claudiaJuli 2nd, 2020 at 06:50

Naja, ich würde Sarah Kirsch jetzt nicht unter feministische Literatur einordnen und keine Sorge: die männlichen Kollegen finden sich in der Bücherei, auch wenn sie etwas eingestaubt sind.

Aber es stimmt schon, dass es wichtig ist, die Nachfrage deutlich zu machen und ein bisschen Beharrlichkeit zu investieren.

schneeschmelzeJuli 2nd, 2020 at 21:55

Klar, Sarah Kirsch ist woanders. Ich hatte das auch nur erwähnt, weil ich damals tatsächlich nach mehreren feministischen Titeln gefragt hatte, und es gab kaum etwas in der Richtung. Ich glaube auch nicht, dass es etwas mit Literatur von oder über Frauen zu tun hat. Es ist keine Diskriminierung. Sowohl die Beschäftigten in Bibliotheken als auch die Benutzenden sind ganz mehrheitlich Frauen. Es ist die Nachfrage. Wenn sie anders wäre, würden sie andere Bücher erwerben. Und ich bin ja auch mittlerweile zum Sammler geworden und kaufe mir Bücher, solange es sie noch zu kaufen gibt oder suche bei den Antiquariaten. Manche Literatur ist durchaus knapp. Punkt.

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