Dritter Lesungstag in Klagenfurt

Vier Lesungen standen noch auf dem Programm des heutigen Lesetags und ich will hier kurz meine Eindrücke zusammenfassen. Ada Dorian begann auf Einladung von Hildegard Keller mit ihrem Romanauszug „Betrunkene Bäume“ und ich kann sagen, ich würde einen Roman mit diesem Titel unbesehen kaufen. Ich traue Bäumen schon immer viel zu. Die Jury war wieder auf ihrem sicheren Gelände. Es gab viel Lob und auch ein bisschen Tadel wie „totale Überdeterminiertheit“ oder „Funktional wie ein Ikea-Regal“. Aber die Metaphern und Bilder haben dann doch gefallen und die Geschichte der Figuren stieß auf Interesse.

Dann kam mit Sharon Dodua Otoo der absolute Höhepunkt des Tages – und für mich auch der des Wettbewerbs. „Herr Gröttrupp setzt sich hin“ heißt der Text der englischen in Berlin lebenden Autorin, deren Familie Wurzeln in Ghana hat und die auf deutsch schreibt. Ihre Geschichte ist toll angelegt und unterhaltsam. Surreal und beruht doch auf real existierenden Personen, wie die Jury pfiffig und zu ihrer Verblüffung herausfand. Ich muss mich auch auf die Suche nach der Geschichte des Ehepaars machen. Das lasst mich nicht los. Sandra Kegel hatte mit dieser Einladung ein sehr, sehr gutes Händchen. Überhaupt bringt sie als Jurorin auch mal die Frauenperspektive aus gesellschaftlicher Sicht ins Spiel, während andere Frauen in der Jury von sich durchgehend als Leser sprechen. (So viel zur genauen Sprache der Juroren.)

Dann kam ein rassistischer Ausfall in Form eines Textes von Astrid Sozio daher, den ich hier nicht weiter kommentieren will. Außer vielleicht, dass ich sehr darüber enttäuscht war, dass ausgerechnet Juri Steiner diesen Ausfall zu verantworten hat. Der hat bei der Auswahl seiner Texte nicht unbedingt ein gutes Händchen.

Deshalb waren alle sehr gespannt, auf den letzten Text. Der Zufall wollte es, dass das die zweite Einladung von Juri Steiner war. Dieter Zwickly war vor vielen Jahren schon mal in Klagenfurt. Er las den Text  „Los Alamos ist winzig“. Ich glaube alle atmeten auf, dass das nicht ein zweiter Ausfall war. Sogar Meike Feßmann hielt ihn für einen guten Abschlusstext. Das will viel sagen, hatte sie doch bisher nicht ein gutes Haar an den Texten der von den anderen Juroren eingeladenen Autorinnen und Autoren gelassen.

 

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