Journal19032023
Frühling am Hang und Erinnerungen an vergangene Zeiten


Frühling am Hang und Erinnerungen an vergangene Zeiten
Beim Fußball steht verweigerter Applaus für Widerstand. Aha. Da muss eine erstmal drauf kommen. Sie durchtränken diesen Sport durch und durch mit dem Gift der Korruption und bieten Menschen- und Frauenrechtsverachtern nicht nur eine Bühne, sie öffnen ihnen auch die Toren und Türen meilenweit, für ihre grausamen Machenschaften.
Da bahnen sich gefährliche Seilschaften an.
Die Landesregierung in Hessen möchte ein Sozialticket für die Nutzung des ÖPNV für Menschen mit niedrigen Einkommen einführen. Endlich! Möchte eine rufen. Mobilität ist so wichtig für die Lebensqualität.
Mit der Einführung des Deutschlandstickets für 49 Euro wäre es so einfach gewesen, mit einem Zuschuss dafür zu sorgen, dass dieses Ticket erschwinglich wird für arme Menschen. Aber nein! Das wäre zu einfach gewesen. Sie entscheiden sich für ein Hessen Ticket.
Das ist so schade!
Ein Herpes hat sich frech auf meine Oberlippe gepflanzt.
Nein, ich hätte auch ohne seine Erscheinung nicht vergessen, dass ich verwundbar bin. Vor drei Jahren habe ich geahnt, dass mein Gesundheitszustand nie wieder dieses freundliche Grün als Zustandsstatus ausstrahlt. Mit Orange lässt es sich in den 60ern auch leben.
Ich salbe mich und schlafe und träume. Nichts rüttelt sich im Moment zurecht.
Der Frühling versteckt sich im Nebel und Schneeregen. Aber sein Grün leuchtet schon satt.
Ich spüre, dass er in der Nähe lauert.
Zu klein für das Foto: das Schneeglöckchen-Meer
Er wird mir fehlen. Die linke Seite unserer Lieblingsbank ist jetzt baum- und schutzlos. Ich kann an den Stücken nicht erkennen, wie krank er war. Aber im letzten Sommer da wirkte er schon sehr schwach mit seiner dürftigen Krone im Kreise seiner wuchernden Geschwister.
Wort finden für diesen Abgrund an Müdigkeit.
Heute morgen die Tabletten verwechselt und damit einen neuen Müdigkeitsgipfel erreicht.
Wieder zurück von der Dienstreise und sofort platt auf mein Sofa gefallen. Müde. Endlos müde. Aber hilft ja nichts, die Arbeitswoche ist noch lange nicht am Ende angelangt. Augen zu und durch. Nächste Woche gibt es wieder ein Behandlungslichtblick. Oder einen Strohhalm an den ich mich anhänge. Soll niemand sagen, dass ich nicht auch ab und zu eine Optimistin sein kann.
Es war kalt heute morgen und dazu der Rucksack noch so schwer und ungeschickt gepackt, dass ich unterwegs auf die U-Bahn aufgesprungen bin. Morgen streiken U-Bahnen und Straßenbahnen, wir hoffen alle auf einen guten Tarif und mit diesem Gedanken im Kopf läuft es sich leichter.
Morgen verreise ich und kann mich nicht für ein passendes Gepäckstück entscheiden. Mir fehlt mein kleiner roter Lieblingskoffer, dem ich ein Nachleben in der Karibik gegönnt habe.
Bewusst. Ganz bewusst hab ich ihn verabschiedet. Die ursprüngliche Idee, ihn im Main zu versenken, wenn meine Zeit der fremdbestimmten Arbeit vorbei ist, habe ich aus Umweltschutzgründen verworfen. Obwohl mir der Gedanke schon gut gefiel, die Jahrzehnte der Arbeit mit einem Ritual aus einem drittklassigem Krimi zu beenden.
Virtuell natürlich nur. Oder im Traum.
Jedenfalls war irgendwann klar, dass der rote Koffer nicht zur Obsession werden durfte. Also musste er verschwinden. Mit wertvollem Inhalt zu wohltätige Zwecken.
Und schon war ich ganz aus Versehen, im nächsten viertklassigem Mysteriethriller gelangt. Von dort aus ging es weiter zur tragischen Liebesgeschichte, die von der Unmöglichkeit handelt, den kleinen, roten Koffer zu vergessen.
Wie soll ich da jemals wieder unbeschwert packen?
Es gibt Situationen, in denen man notwendigerweise Krieg führen muss – weil alles andere noch schlimmer wäre.
Tiefer Zustimmungsseufzer meinerseits.