Elke Brüns: Dinge – Warum wir sie brauchen und warum wir uns von ihnen trennen müssen
Das Buch ist wie ein Geschenk für mich. Das richtige Buch zur richtigen Zeit. Anlässlich meines Renteneintritts habe ich mich intensiv mit dem Trennen und Verabschieden von Dingen beschäftigt. Mein Büro auszuräumen fiel mir viel schwerer als gedacht. Obwohl ich mir lange im Vorfeld Gedanken gemacht und viele Dinge bereits aussortiert und entsorgt hatte, blieb doch eine ganze Menge übrig. Diese übriggebliebenen Dinge auszusortieren hat mich außerordentlich viel Kraft und Energie gekostet. Aber mir war nicht so richtig klar, woran das liegt. Elke Brüns beschreibt in ihrem Buch sehr präzise und nachdrücklich, wie die Dinge in unser Leben kommen, wie sie uns begleiten, und zum Schluss erklärt sie auch, was es mit den letzten Dingen auf sich hat und warum unser Umgang mit der Vergänglichkeit sich in den Dingen und dem Loslassen der Dinge widerspiegelt. Das Buch ist also kein Aufräumratgeber. Es ist ein Essay, der von unserer Menschlichkeit und unserer Vergänglichkeit handelt. „Dinge geleiten uns in und durch das Leben – und auch wieder hinaus.“
Ich habe das Buch innerhalb weniger Tage gleich zweimal gelesen und werde es bestimmt noch einmal lesen. Denn ich finde darin Gedanken, die sehr wichtig für mich sind und die mir helfen, mich in dieser Übergangszeit neu auszurichten.
Die drei wichtigsten Investitionen für meinen Start in das RentnerinnenLeben sind das Deutschlandticket, die Palmengarten-Jahreskarte und die Jahreskarte für die Frankfurter Museen.
Da alle guten Dinge drei sind, wird das faltbare Sitzkissen auf den vierten Platz verwiesen. Das ist eine Ungerechtigkeit, die es sich gefallen lassen muss, da es unter die spontanen, geringfügigen Investitionen fällt.
Aber lasst euch nichts vormachen, die kleinen Dinge im Leben zählen und so ein Sitzkissen zählt gleich mehrfach.
Heute war ich seit zwei Monaten zum ersten Mal wieder im Frankfurter Hauptbahnhof. Nicht zum Abfahren, nur zum Gewöhnen. Zum stressfreien Annähern der Umgebung. Es fühlt sich seltsam an, dass ich so behutsam vorgehen muss, um mich an dem von mir so geliebten Ort zu bewegen. Es ist mir ein Rätsel, welche Wahrnehmungsstörung meine Seele im Trauermodus heraufzaubert.
Ich habe mich sehr gefreut, dass ich zuerst so unbeschwert durchlaufen konnte. Zum Schluss kam dann aber doch noch ein sehr mulmiges Gefühl auf, aus der Tiefe meiner Seele.
Es wird. Aber jeder Meter will erkämpft werden.
Hab wieder ein Aquarell gemalt und ein Gedicht dazu aussuchen lassen. Else Lasker-Schüler – „Sommerfrische“ (Auszug):„Goldne Blumen stehen still in der Wiese,Schwirren nicht, singen nicht,Glühen nur, leuchten,Tief in die Seele hinein…“
Der Wasserfall im Bethmannpark ist ein ganz besonderer Ort. Das nächste Mal will ich mich daran erinnern, dass ich ein Video mache. Seine Energie erstrahlt durch die Bewegung und das Geräusch des fallenden Wassers. Vielleicht kann ein Video das intensiver festhalten.
Heute hat mir Chatgpt einen passenden poetischen Text herausgesucht von einer herausragenden Dichterin.
Lied von Selma Meerbaum-Eisinger
Ich habe einen Wasserfall gesehen, der hat mich verzaubert, er sang ein Lied so silberhell wie ein Märchen aus alten Tagen.
Die Tropfen tanzten auf grünes Moos, das Glitzern flog durch die Lüfte, und tief im Herzen wurde es groß, ein Staunen aus stiller Inbrunst.
Ich setze meine Rentnerinnen-Spaziergänge fort und wandere durch die Parkanlagen. Seit letzter Woche besitze ich eine Jahres Karte für den Palmengarten und kann im erstaunlich geheimnisvollen November damit beginnen ihn zu erkunden. Fotos von den Spaziergängen reiche ich noch nach. Der #Bethmannpark war wieder ein tolles Erlebnis. Er hat so viele unterschiedliche Ecken, es ist faszinierend sie zu erkunden.
Aber diesen Post heute beschließe ich mit einem vorerst letzten Aquarell, das ich gestern malte. Die alte, abgesägte Pappel an der Hundewiese am Bornheimer Hang. Aus der Perspektive der Parkbank für die ich extra das gestern erwähnte Sitzkissen beschaffte.
Ein Gedicht habe ich dazu auch noch ausgesucht:
Die Bäume“ von Marina Zwetajewa
„Die Bäume stehen, wie sie stehen, mit ihren Schatten, still und groß. In ihre Wipfel zieht das Leben, aus ihrem Stamm die Erde los.“
Weitermalen werde ich, aber ich möchte nicht mehr jedes einzelne Bild posten. Am Anfang war das für mich sehr motivierend, jetzt fühle ich zu viel Druck und denke ich werde da ein bisschen die Luft raus nehmen..
Ein kleines faltbares Sitzkissen ermöglicht das Sitzen auf feuchten und kalten Parkbänken. Der Parkbank-Sitz-Modus ist ein sehr unterschätzter Lebensstil. Dabei regt er die Phantasie und die Kreativität an.
„Blumen taumeln aus den Kelchen, Tanz im Wind, ein Farbenspiel. Leichte Stängel, zarte Welten, atmen still im Sonnenpiel.“
Morgen muss ich neue Farben besorgen. Der Farbkasten mit dem ich male ist fast ausgemalt. Das ist nur eine kleine Übertreibung. Aber leider sind die Farben, die ich häufig verwende wirklich sehr zur Neige gegangen.
Zu meinem Aquarell von gestern habe ich mir Zeilen eines Gedichts von Eva Strittmatter herausgesucht, das die Lebendigkeit und zugleich Sanftheit der Natur einfängt:
„Die Farben flüstern, was kein Wort erklärt, und Stille wird zum Laut, den keiner hört.“
Der November zeigt sich immer noch von seiner malerischen Seite. Viel Farbe, viel Blätterrascheln, viele Blättertänze.
Abends male ich weiter Blumenbilder und langsam sehe ich schon den Boden im Farbenkasten bei den Rot- und Grüntönen, die ich oft verwende. Als ich die Wasserfarben kaufte, wusste ich nicht, ob ich wirklich mit ihnen male oder ob sie im Schrank gut versteckt enden. Manchmal ist das ja schwer vorher zu sehen. Aber nun bin ich froh, dass ich sie habe. So viel Zufriedenheit und Harmonie in so einer kleinen Tätigkeit. Manchmal ist das Leben ein Rätsel.
November im Bethmannpark. Mitten in der Stadt ein Ort zum Träumen. Ich bin Jahre lang immer nur vorbeigerannt und jetzt habe ich Zeit diese Pracht zu genießen.
Ich stelle euch ein Gedicht von Christine Lavant dazu:
„Die Bäume halten die Welt im Atem, jedes Blatt ein verschwiegenes Wort. In ihren Schatten ruht das Geheimnis der Zeit, das wir so selten hören.“