Der Ginkgobaum

Doch er, er blieb, ein stiller Zeuge,
ein Baum, der alles überdauert,
ein Gedicht, das niemals endet.
(Hilde Domin)
Verzaubert vom Ginkgobaum im Bethmannpark.
Take care, Ihr Lieben.
Doch er, er blieb, ein stiller Zeuge,
ein Baum, der alles überdauert,
ein Gedicht, das niemals endet.
(Hilde Domin)
Verzaubert vom Ginkgobaum im Bethmannpark.
Take care, Ihr Lieben.
Der Handtuchtag ist eine Hommage an Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“. Er steht für etwas, das mir sehr schwer fällt.
„Immer bereit sein, das Unerwartete zu erwarten“
Das Handtuch wird zum Symbol für alles, was wir nicht planen können. Es ist der stille Begleiter, der uns daran erinnert, dass das Leben voller Überraschungen steckt. Es ist nicht nur ein Stück Stoff; es ist eine Einladung, das Abenteuer zu umarmen, das vor uns liegt. Es ist die Erinnerung daran, dass wir, egal wohin das Leben uns führt, immer etwas haben, das uns Halt gibt.
Ich streite mit chatgpt darüber, warum Arthur Dent das Handtuch mit sich trägt. Er überzeugt mich nicht. Allerdings ist es lange her, dass ich das Buch gelesen habe, es gibt also eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass ich falsch liege.
Aber eins ist klar: Immer das Unerwartete zu Erwarten, liegt weit außerhalb meiner Komfortzone.
Meine Nachrichtenfilter sind in den letzten Jahren scharf eingestellt. Früher habe ich meine Konzentration auf alle Medien gerichtet über die Nachrichten kamen. Als müsste ich unbedingt dabei sein, wenn die Welt sich wieder ein Stück weiterdreht. Heute mache ich es meist andersherum. Ich drehe ab. Man kann ja nicht immer dabei sein. Irgendwann ist man nur noch mittendrin und nirgendwo mehr zu Hause. Ich weiß nicht, wann es angefangen hat, aber ich musste meine Filter immer weiter nachschärfen. Aber immer war ich zu spät. Die Wirkung des Gifts hatte schon eingesetzt. Jedesmal war ich ein Tick hinterher.
Ich dachte lange, das liegt an mir, der Mimosenseele. Zu weich, zu empfindlich, zu leicht zu erschüttern. Als müsste ich mir eine dickere Haut zulegen, wie man sich einen neuen Wintermantel kauft: einen, der den Wind abhält, die Kälte nicht so durchlässt. Aber das Problem ist nicht der Mantel. Das Problem ist, dass die Kälte aus allen Richtungen kommt. Und sie hat ein Gesicht bekommen. Mehrere sogar. Einige sitzen im Bundestag, andere grölen auf Marktplätzen, wieder andere lächeln in Talkshows und sagen Dinge, die man früher nicht mal am Stammtisch gesagt hätte, wenn man Anstand hatte. Und dann ist da dieses Gefühl, dass man trotzdem noch nicht genug aufpasst. Dass man zu wenig gesagt, zu wenig getan, zu oft geschwiegen hat. Aber irgendwann – das merke ich jetzt – ist der Lärm so groß geworden, dass man sich selbst kaum noch hört. Also stelle ich die Filter noch feiner ein. Ich lasse nur noch durch, was mich nicht lähmt. Und das ist wenig.
Manchmal ein Satz, der mir begegnet. Eine Geste. Ein Foto ohne Hass. Ein Gedanke, der trägt. Ein Gedicht. Ein Lied. Ich sammle sie wie kleine Kieselsteine in der Tasche, damit ich nicht vergesse, dass es auch noch anderes gibt als Empörung und Verrohung.
Das ist nicht viel. Aber vielleicht ist es genau das Richtige.
„Der Krieg ist wie eine Krankheit, die unerwartet ausbricht. Und deswegen weist du auch nicht gleich, wie du dich verhalten und welche Wörter du verwenden kannst. „
Serhij Zadan
Sylvia Plath über #Mohnblumen:
„The poppies blow out their wild, scarlet souls.“
(„Die Mohnblumen schleudern ihre wilden, scharlachroten Seelen hinaus.“)
Wild und verletzlich. Nicht im Bild, die Gitter hinter denen die Mohnblumen stehen. Hab sehr gezittert und mich angestrengt, damit mir das Smartphone nicht aus den Händen fällt.
Genauso ist das Leben gerade. Kompliziert, aber das siehst du auf den Fotos nicht.
Manchmal tauchen Fotos aus der Vergangenheit auf. Wie aus einem anderen Leben. Ja, doch. Die Jacke kenne ich. Die Lieblingsschuhe auch. Aber die Person. War ich wirklich diese Person? Damals an diesem Tag?
Die Fähigkeit Berge abzutragen in Verbindung mit der Unfähigkeit zu verhindern, dass immer wieder neue Berge über dir aufgeschüttet werden.
Die Natur schreit mit voller Kraft ihr Grün in die Welt. Es ist ein pollenreiches Paradies. Meine Augen drücken, mein Geist ist platt, mein Immunsystem kämpft. Die Katastrophe zeigt sich von ihrer idyllischen, pittoresken Seite.
Die Bäume vor meinem Fenster rascheln mit Blättern und Zweigen, als wollten sie mich ständig grüßen. Manchmal flüstere ich mit ihnen, aber dann schreiten Krähen und Elstern ein und vertreiben mit ihren Schreien, die flüsternde Atmosphäre. Das Licht verfängt sich in den Baumkronen, die Sonne spielt mit. Alles ist mit Leichtigkeit in Bewegung, nur ich denke an die kahlen Wintertage zurück.
Das Licht, das durch das frische Grün fällt, das zarte Aufblühen der Kräuter – der Balkon atmet frühen Sommer und stille Hoffnung.
Selma Meerbaum-Eisinger: „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt – / wie in den Mantel einer warmen Nacht.“
Draußen wiegen sich die Bäume zärtlich im Wind. Sie spielen mit dem Licht, oder spielt das Licht mit ihnen? Vielleicht ist es heute so und morgen anders. Das Spiel ändert sich, mein Blick verändert sich. Atemlos schaue ich zu, wie das Grün mich berauscht. Wie es mich berührt. Alles ist möglich, wenn die Natur ihre Kräfte ballt.
Von hier aus gesehen. Von meinem Balkon aus in die Ferne geschaut, liegt sie mir friedlich zu Füßen.
Mit all ihrer Kraft.
Ziellos wandere ich durch das Land der Seufzer und Klagen. Mehrfach schon benutzte ich den Notausgang, erklärte mit Überzeugung meine Gesundung und kam demütig durch das Katzentürchen wieder zurück. So einfach gibt es hier kein Entkommen. Da draußen scheint nur ein Labyrinth zu sein, das mich auf den unterschiedlichsten Weg wieder zurück bringt.
Also gebe ich mich jetzt geschlagen und verpacke meine Klagen und Seufzer aufs Neue in poetische Sprache. Schraube die weiße Tube auf und beginne das Deckweiß in meine Blumenbilder einzuarbeiten. Fühle die Traurigkeit, die über meinem Kopf kreist wie die hartnäckige dicke Fliege, die sich nicht ins Freie schicken lässt. So ist das Leben manchmal. Aber dann kommt der Wind und blässt alles kräftig durch und ich vergesse meine Ungeduld und meine Traurigkeit. Nehme mein Strickzeug in die Hand und spüre das Glück, das in mein Leben dringt. Das sich nicht einfach so vom Seufzen und Klagen abhalten lässt. Das einfach da ist. In unterschiedlichen Schattierungen.
Passt gut auf euch auf.
Take care.