Unter den Walnussbäumen
Bin wieder zurück gekehrt unter die Walnussbäume am Bornheimer Hang. Die Blätter liegen jetzt dichter auf dem Boden, und wenn ich über sie gehe, klingt es, als hätte jemand heimlich die Zeit auf leise gestellt. Kein Wind, nur das Rascheln der Schritte, ein Geräusch wie aus einer Erinnerung. Die Walnussbäume halten sich wacker, aber man sieht, dass sie müde sind. Müde vom Sommer, der dieses Jahr zu lang war, zu sehr ein Sommer, der einen auszehrt. Die Nüsse sind längst gefallen, wurden eifrig gesammelt, einige wenige liegen wie kleine verschlossene Geschichten im Gras. Ich sammle keine auf. Ich will sie einfach nur sehen, dort, wo sie hingefallen sind. Es ist diese Jahreszeit, in der man aufhört, Pläne zu machen. Nicht aus Resignation, sondern aus einem leisen Einverständnis mit dem Rhythmus der Dinge. Der Sommer hat genug gesprochen. Jetzt spricht die Stille. Oder sie flüstert.

„Der Herbst streut seine Träume in das müde Licht.“ Rose Ausländer
Dieses müde Licht liegt auch über dem Hang. Es ist nicht traurig, nur leise. Ich stehe da und denke, dass es gut ist, wenn die Dinge leiser werden. Wenn man aufhören kann, zu drängen. Die Walnussbäume tun nichts mehr, sie stehen einfach da und lassen geschehen, was geschieht. Die Luft riecht nach Erde, nach Laub und einem Hauch von Regen. Alles ist im Übergang, und nichts will es eilig haben.Ich bleibe noch einen Moment. Schaue in die Krone, in der das Licht hängt wie ein Gedanke, der sich nicht entscheiden kann, ob er hell oder dunkel sein will. Dann gehe ich weiter. Langsam. Ohne Plan.