Was macht den Menschen aus

Menschen. Was macht den Menschen aus? Wenn ich nach Frieden rufe, rufen die anderen: So ist er halt der Mensch. Ein gefährliches Raubtier. Stimmt das? Ist der Mensch ein Raubtier? Nein, er ist kein Raubtier. Er ist ein soziales Wesen. Ein soziales, relativ schwaches Wesen, das nur in der Gruppe überleben kann. Da kommt der Mensch her. Dass er als Gattung relativ erfolgreich sei, sagen einige Menschen. Aber das verstehe ich nicht: Woran sollte man diesen Erfolg messen? An der Anzahl der Menschen? Ich nehme an, es gibt mehr Ameisen auf der Welt. An seinem Alter? Nun, das wissen wir alle: So alt ist der Mensch nicht. An seiner Intelligenz? Was soll intelligent an einem Wesen sein, das sich seine Lebensgrundlage selbst zerstört? Ich kann darin keine Intelligenz erblicken. Gut, man kann irgendwelche Meßgrößen erfinden – und man hat das ja auch getan – in denen der Mensch gut abschneidet, die nimmt man dann als Erfolgsgrößen und dann stimmt das ganze. Ein Trick, den kein unabhängiger Gutachter durchgehen lassen würde, wenn es um eine objektive Beurteilung ginge.
Aber der Mensch hat die Macht, seine eigenen Werte zu bestimmen. Ah, da wären wir beim Thema: Macht. Der Mensch hat die Macht seine Lebensgrundlage selbst zu zerstören und die der ganzen Natur gleich mit. Der ganzen Natur? Das wäre jetzt doch etwas übertrieben. Der Mensch hat die Macht, die Welt aus dem Gleichgewicht zubringen und die Natur hat die Macht, sich ein neues Gleichgewicht zu suchen. Mit oder ohne Menschen, das ist der Natur egal.

Aber ich bin vom Thema abgekommen. Das Thema ist die Gewalt. Die menschliche Gewalt. Liegt wirklich so viel Gewalt im Menschen? Gewalt, die der Mensch gegen Menschen richtet? Also noch mal zurück. Wo kommt der Mensch her? Der Mensch ist ein körperlich schwaches, aber findiges Wesen, das nur in der Gruppe überleben kann. Nichts seltenes im Tierreich. Da gibt es viele Tierarten, die als Herde, Rudel oder wie die Gruppen alle heißen, überleben. Es gibt auch viele, die Rangordnungen ausbilden. Aber keine, die so komplizierte soziale Beziehungen untereinander ausbilden. Die längste Zeit waren die Menschengruppen vom Aussterben bedroht. Es gab immer nur wenige Menschen, die Entfernungen zwischen den Gruppen waren sehr groß, die Gruppen relativ klein. Die Überlebenschancen für die Kinder waren dramatisch schlecht. Jedes Mitglied der Gruppe war daher wichtig. Jedes einzelne noch so schwache Mitglied war wichtig. Die jungen, weil sie die Zukunft bedeuteten, die Alten, weil sie sich erinnern konnten. Selbst die fremden Menschengruppen waren wichtig, weil sie Austausch bedeuteten. Austausch von Informationen, Werkzeugen oder Menschen.
Ich gehe nicht so weit, dass ich sage, dass der Mensch keine gewalttägigen Neigungen in sich hat. Nein, denn er hat z.B. eine ausgeprägte Angst vor Fremden, die oft zu Gewalt führt. Eine tiefsitzende Angst vor fremden Menschen. Der fremde Mensch konnte auch immer einer sein, der einem etwas wegnehmen konnte, oder etwas antun konnte. Aber das ist nur eine von vielen tausend Emotionen zu der der Mensch fähig ist. Viel wichtiger für das Überleben der Menschen war die Fähigkeit, wirklich jeden in der Gruppe einzubinden. Für Zusammenhalt in der Gruppe zu sorgen. Für ein Gleichgewicht.

Es ist eine Crux, dass so viele Menschen an das Märchen vom „Raubtier Mensch“ glauben. Denn das hält davon ab, sich auf den Weg zu machen und die Friedfertigkeit zu fordern. Frieden anzustreben. Frieden und Gewaltfreiheit. Dem Menschen ist die Fähigkeit zum abstrakten Denken gegeben. Das heißt, er kann ein Ziel anstreben, das er noch nicht erlebt hat. Er kann sich etwas vorstellen: Er kann sich vorstellen wie es wäre, wenn Gewalt tatsächlich geächtet würde zwischen den Menschen.

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