Anleitung zu poetischem Verhalten

Pick mich auf, mein Flügel

So beginnt der ungefähr vierseitige Text von Friederike Mayröcker, der so umwerfend ist, dass ich hier die ersten Zeilen notieren möchte:

Gehen Sie abends im Mai nach schmerzhafter Zahnbehandlung über die Strudelhofstiege langsam abwärts, sehen Sie in alle Grasspalten, Vogeltitte, Reservationen, bleiben Sie an der Büste von Gido Hasen stehen, werfen Sie viele Blicke in die klappe &daken der Heilsarmee, in den Versammlungsraum mit der Äskulapnatter, verankern Sie sich im winzigen Rasenmäher von nebenan, gehen Sie ganz an ihn heran so dasz er mit einem schrecklichen Aufjaulen – und fort! erinnern Sie sich an den Hafen von rya-rya, an resatill delphi …

An dieser Stelle breche ich das Zitat gewaltsam ab, aus Furcht die Zitiergrenze zu überschreiten. Der Text setzt sich fort mit einer Ansammlung von Imperativen wie z.B. Rufen Sie Ihr Auto heimlich Jesus oder Versuchen Sie knapp vor dem Einschlafen zu Winken!

und endet:
(Fliegen Sie über sich selbst hinweg!
fliegen Sie über sich selbst hinweg!
fliegen Sie über sich selbst hinweg!
& fort!)

Das nenne ich eine präzise Anleitung zum poetischen Verhalten – besonders für Traumtänzerinnen!

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