Kinderlose

Nicole bloggt darüber, wie wir über Kinder sprechen.

 

Mein Kommentar dazu:

Über den zweiten Teil muss ich noch nachdenken. Beim ersten Teil hast Du den wunden Punkt getroffen. Das Wort “haben”. Dass Eltern – welcher Art auch immer – ihre Kinder immer als Besitz bezeichnen fällt mir -der Kinderlosen – schon seit Jahrzehnten auf.
Übrigens bezeichne ich mich selbst nur als Kinderlose, weil diese Bezeichnung verstanden wird. In meinem Leben gab es immer Kinder denen meine Aufmerksamkeit galt. Das zieht sich durch drei Jahrzehnte Erwachsenenzeit durch und auch die Erkenntnis, dass der Umgang mit Kindern nicht nur mit Besitzverhältnissen verbunden ist. Auch nicht mit Verwandschaft.

Noch mal zurück zum Kinderbesitz. Das es Bereich gibt, die auch vom Besitz geprägt sind, leuchtet mir ein: die elterliche Sorge, aber auch die enge emotionale Bindung zum Kleinkind usw. Was mir aber immer aufgestoßen ist, ist die Ausschließlichkeit des Besitzbegriffes.

Vielleicht gefällt mir daher der Begriff Kinderlose auf eine ironische Art: ich bin die, die die Kinder nicht besitzt.
 

Comments (8)

SvenFebruar 16th, 2013 at 15:31

Aber, wie würdest du es denn ausdrücken? Für „Ich habe ein Kind“ würde mir spontan kein anderer Satz einfallen. Vielleicht solltest du „haben“ nicht mit „besitzen“ gleichsetzen. Ich kann ja auch sagen: „Ich habe mein Mathebuch an xyz verliehn“ – dann zeigt das „haben“ ja keinen Besitz an, weil das Buch ist im Besitz des Menschens, der es geliehen hat.

SammelmappeFebruar 16th, 2013 at 15:52

Kleiner Tipp: den verlinkten Artikel von Nicole lesen. Da kommt die Problematik von der tragischsten Seite. Mein Kommentar dazu ist sehr kurz gehalten, obwohl ich viel dazu zu sagen hätte. Bin ein bisschen neben der Welt im Augenblick. Daher nur kurz. Die sprachliche Besitzergreifung ist ziemlich weitgehend. Sie bezieht sich nicht nur auf das haben. Da ist die Sache, dass es immer den eigenen Kindern besser gehen soll als den anderen. Das eigene – besitzanzeigend – Kind soll dieses und jenes machen, erhalten, erreichen.
Das gilt auch in der Umkehrung z.B. Bei der Debatte wegen der steigenden Beteiligung bei den Mittagsessenspreisen. Den Eltern sollte es das Wert sein.
Aber wenn es den Eltern das nicht Wert ist? Wenn sie eben keine Anträge bei den tausend Ämtern und Institutionen stellen? Was für ein Hohn, dann eine Besitz- und verantwortungszuweisung vorzunehmen.
Zunächst einmal sind Kinder einfach Kinder und ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Das wird langsam übersehen, weil über allen unseren gesellschaftlichen Stukturen dieser verfluchte Kapitalismusgedankte lastet. Der gehört nicht in alle Bereiche des Lebens.

Am Schlimmsten ist es dann, wenn das alle damit endet, dass die eigenen – auch hier wieder besitzzuweisend – Kinder die Funktion von „Biokapital“ annehmen. In sie wird richtiggehend investiert und erwartet, dass sich diese Investitionen später auch lohnen. Als würde es sich dabei um Aktien oder so etwas handeln.

Die Beziehung in unserer Gesellschaft ist in jeder Hinsicht problematisch wenn es um Kinder geht. Und das sehen wir eben auch daran, dass es nicht mehr so viel aufgezogen werden. Das liegt nicht nur in der Kleinkinder-Versorgung.

So viel dazu im Schnelldurchgang. Ich hoffe, es wird klarer saß ich meine.

SvenFebruar 16th, 2013 at 21:41

Nun, ich glaube zu verstehen was du meinst, aber das hat mit dem Wort „haben“ nicht viel zu tun, sondern mit der Erziehung. Oder besser, als was ich persönlich das Kind sehe. Sehe ich es als eine Sache, die mir gehört, dann ist das negativ, weil man einen Besitzanspruch äußert. Sehe ich es aber als eigenständiges Individuum, als eigenständigen Menschen, den ich beim erwachsen werde begleite, dann fällt dieser Besitzanspruch weg. Ich würde es also nicht an diesem Wort festmachen, sondern an dem, was die Eltern für eine Einstellung zum Nachwuchs haben.

Ich habe den Artikel übrigens gelesen 😉 Das Problem dort würde ich mir gar nicht machen. Wenn mich wer fragen würde, ob ich Kinder hätte, würde ich, egal ob Pflegekinder oder leibliche Kinder, immer mit ja antworten. Beide müsste ich mit derselben Energie beim erwachsen werden begleiten.

SammelmappeFebruar 16th, 2013 at 22:09

Und dir ist entgangen, dass der Ausgangspunkt Nicoles Tochter ist, die leider nicht mehr lebt? Mein Hinweis „von der tragischsten Seite“ war wohl zu dezent?

Fällt mir immer wieder auf, wie schwer sich Menschen tun zuzuhören bzw. aus den Texten die leisen Töne rauszulesen.

SammelmappeFebruar 16th, 2013 at 22:12

Hab eben extra noch mal nachgelesen: bei Nicole steht es gleich im ersten Satz. Also so leise sind die Töne dann auch nicht.

SvenFebruar 16th, 2013 at 22:45

Ich habe mitbekommen, dass ihr Kind gestorben ist, aber hatte das jetzt was mit meinem Kommentar zu tun? Mir ging es jetzt tatsächlich nur um den Ausdruck „Besitz“, darauf wollte ich nur eingehen. Zum anderen Thema, würde ich dir gerne einen Text zusenden, den kann ich, wegen dem Urheberrecht, nicht öffentlich hier veröffentlichen.

SammelmappeFebruar 17th, 2013 at 08:06

Ehrlich gesagt, dann verstehe ich deine Kommentare gar nicht mehr, weil sie weder auf meinen Text, noch auf den von Nicole eingehen.

Jedenfalls nicht auf die Motivation über Sprache und deren Sinn nachzudenken bzw. über Kinder und den Umgang bzw. das Verhältnis zu ihnen in den einzelnen Rollen der Gesellschaft.
Kommunikation gescheitert, schließe ich daraus – und beende sie jetzt meinerseits, damit es nicht zu Verletzungen führt.

SvenFebruar 17th, 2013 at 10:32

„Noch mal zurück zum Kinderbesitz. „, schreibst du, und verknüpfst damit das Wort „haben“. Darauf bin ich eingegangen. (http://de.wiktionary.org/wiki/haben) Und darauf, dass ein Kind, nein ein Mensch generell, in unserer Gesellschaft nur noch als Kapital gesehen wird, nicht als Individuum. Entweder bringst du als Mensch Gewinn, indem du arbeitest, oder man betitelt dich als nutzlos. Darin spiegelt sich auch das Besitzdenken. Wenn ich etwas besitze, dann soll es mir auch einen Nutzen bringen.

Das sie ihr Kind verloren hat, hat sie auf diese Gedanken gebracht. Sie verknüpft „ein Kind haben“ damit, dass es ihr eigenes, leibliches Kind ist. Wenn ich von „ein Kind haben“ rede, dann meine ich alle Kinder damit, die der Erwachsene auf dem Weg zum Erwachsen werden begleitet. Die Kinder, die der Erwachsene unterstützt, denen er Tipps gibt und eventuell sogar seine Liebe. Es ist für mich dabei egal, ob es das leibliche Kind ist, oder eben ein Pflegekind. Ein Kind ist ein Kind, es brauch unsere Hilfe um erwachsen zu werden, hat es dabei aber immer verdient, als Individuum gesehen zu werden.

Eltern die sagen: „Du musst Arzt werden, weil ich Arzt bin und weil deine Oma schon Ärztin war.“, sehen ein Kind nicht als dieses Individuum. Das ist aber eine Einstellungssache und ist eben nicht an das Wort „haben“ festzumachen.

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