Mein Herz
Die Wildgans tröstet mich durch mein Lieblingszitat: Wenn das Herz denken könnte, stünde es still.
Bis eben wußte ich nicht, dass ich des Trostes bedarf. Bedurfte. Wie auch immer.
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still.
Ja, denke ich bei mir. Genau so ist es: Es stünde still, wenn es denken könnte: Mein Herz.
Aber es steht nicht still. Es pocht. Fast immer schnell, fast immer laut. Es gibt den Rhythmus vor. Auch den für die Gedanken. Sie werden laut, immer lauter. Schnell, immer schneller – und dann plötzlich wird es wieder still. Ganz still, ganz leise.
Es folgt den Gedanken, treibt sie an und läuft voraus. Alles, alles will das Herz. Wenn es denken könnte, stünde es still.
ein wunderschönes Zitat
Ja, ein schöner Satz, er war mir gestern abend auch schon aufgefallen bei der Wildgans: „Wenn das Herz denken könnte, stünde es still.“ Aber: Das Leib-Seele-Problem ist ja alt. Und die Trennung von Denken und Fühlen, die hier formuliert wird, gefällt mir nicht, denn das eine beeinflußt ja das andere, und umgekehrt. Deshalb würde ich lieber sagen: Wenn der Kopf auch auf das Herz hört, lebt er. Und dem Herz geht es nur dann gut, wenn es auch auf den Kopf achtet.
[…] Kommentar in der „Sammelmappe“, 23. März […]
Für mich formuliert der Satz ganz ung gar nicht die Trennung von Denken und Fühlen. Im Gegenteil, er spitzt den Zusammenhang von Denken und Fühlen dramatisch zu und bringt doch die Unmöglichkeit, dass das eine das andere ersetzen könnte auf den Punkt.
Das Herz und die Gedanken gehören für mich ganz unmittelbar zusammen, aber das eine kann das andere nicht ersetzen: Das ist für mich die Aussage dieses Zitats.
Nur spricht es sich im Original viel schöner.