sauer

Ich bin stinksauer.
Und müde.
Und entschlussfreudig.

Mir reicht es.
Jahrelang habe ich mir das Mittelstandsgequatsche angehört, jetzt bin ich raus aus der Diskussion. Ich habe mich selbst davon überzeugt, dass ich mir das nicht mehr antun muss. Diese überheblichen, arroganten Diskussionen über das Leben in Armut bzw. an der Armutsgrenze. Was da alles möglich und machbar ist. Was alles passieren soll.
Wie wir das alles am Besten so gestalten, dass der Mittelstand kein schlechtes Gewissen haben muss.

Ich habe das so satt. Zu den schlimmsten Auswirkungen der Armut gehört, immer von oben herab betrachtet zu werden. Ausgegrenzt zu werden. Außerhalb deines wirtschaftlichen Wirkens nicht wahrgenommen zu werden.
Respekt. Wo bleibt der Respekt?
Der scheint nicht nötig zu sein. Vergessen wird dabei, dass aus einer Machtposition heraus diskutiert wird.
Egal wie groß die Angst des Mittelstands vor dem Abstieg ist, noch sind sie nicht abgestiegen. Noch ist das Machtgefälle da. Aber weil sie sich zwanghaft vormachen müssen, dass sie ihre Würde auch in Armut aufrechterhalten, sprechen sie sie den anderen kurzerhand ab.

Ich habe die Nase jetzt voll.
Ich bin raus aus der Diskussion. Wer meint von oben her und aggressiv diskutieren zu müssen, kann das tun.
Ohne mich.

Comments (7)

ViolineFebruar 14th, 2017 at 14:15

Weisst Du was? Schlimm ist, dass wirtschaftlich arm mit sozial arm gleichgesetzt wird. Das ist verdammt mies.

SammelmappeFebruar 14th, 2017 at 21:06

Das ist genauso mies wie zu unterschätzen, was für Auswirkungen Armut auf die sozialen Bindungen hat.

ClaudiaBerlinFebruar 15th, 2017 at 10:47

Bezieht sich das auf eine bestimmte Diskussion? Oder willst du einfach nichts mehr dazu sagen, weil dich das Thema nervt bzw. weil die Diskutanten von oben/aus der Mitte nerven?

Verstummen kann aber doch nicht die Lösung sein! (Schon gar nicht jetzt im Wahljahr…) Auch Du bist doch „Mittelstand“ – oder etwa nicht?

Was mich aktuell besonders nervt: der neu „beflügelten“ SPD fällt absolut nichts Neues ein, was den gewandelten Verhältnissen rund um Arbeit gerecht würde. Sie wollen einfach nur „zurück drehen“ und hoffen, mit mehr Vollzeitarbeitsplätzen zu besseren Löhnen sei dann alles paletti.

Das aber wird nicht eintreten, Verhältnisse von vorvorgestern lassen sich nicht restaurieren. Wenn da zuviel wieder verregelt wird, dann gibts eben wieder mehr Arbeitslose. Das Kapital ist flüchtig, wie wir wissen, und kann auch anderswo…

Das Rezept kann nicht sein, sich was vorzumachen und frühere Situationen wieder herstellen zu wollen. Sondern ganz im Gegenteil müssen die sozialen Sicherungssysteme der befristeten, immer wieder prekären, in vielen Bereichen entgrenzten und mobilen Arbeit angepasst werden – und dabei auch Non-Profit-Tätigkeiten wie Care-Arbeit und Ehrenamt mitberücksichtigen.

Grundeinkommen oder meinetwegen auch andere Varianten – aber es MUSS sich was ändern, denn perspektivisch werden aufgrund der Digitalisierung noch eine ganze Menge „Arbeitsplätze“ wegfallen.

claudiaFebruar 15th, 2017 at 10:54

Es bezieht sich auf Artikel wie diesen http://www.bento.de/politik/warum-wir-das-grundeinkommen-gar-nicht-brauchen-1179893/

oder diesen http://modeste.me/2017/02/05/von-schlechten-eltern/ mitsamt Kommentaren und Diskussionen dazu.

Wie gesagt: Ich bin raus aus der Diskussion.
Mir fehlt der Respekt.

Für mich ist der Ausstieg aus der Diskussion eine Lösung. Sie dient der Selfcare.
Außerdem ist der anderen Seite ja auch gar nicht daran gelegen, ihr Weltbild von armen Menschen und deren Lebensrealität auf den Boden der Tatsachen zu stellen.

ModesteFebruar 16th, 2017 at 08:31

Liebe Claudia, Du meinst, mein Text und meine Kommentare seien respektlos. Ich sehe das anders. Ich möchte diesen Kindern helfen und glaube, dass der Dreh- und Angelpunkt dafür deren Eltern sind. Da geht es weder um Macht, noch um Überheblichkeit, sondern um die Frage, wie man vermeidet, dass erlernte Misserfolgsstrategien tradiert werden.

Ich finde nun als Liberale eine ganz andere Antwort als Frau Friedrich, über deren Text in der ZEIT ich mich geärgert habe. Man kann über die Frage streiten, welche Antworten auf dieses Problem die Richtigen sind. Aber ich finde es falsch, wenn man sich die Frage nach dem erzieherischen Misserfolg armer Familien im Bildungssystem nicht stellt, denn dann gibt man diese Kinder auf. Das ist nicht sozial und mitfühlend, eher im Gegenteil.

(Und die Geschichten aus der Praxis befreundeter Richterinnen, die willst Du gar nicht hören. Mich bringt das immer sehr, sehr auf.)

ClaudiaBerlinFebruar 16th, 2017 at 09:39

Danke für die Hinweise! Ich staune, dass DIESE Artikel dich so vergrätzen. Den Bento-Beitrag zum Grundeinkommen find ich eher dünn und wenig aufregend. Grundeinkommen-Gegner/innen gibts ja viele und fortwährend. Da dort keine Diskussion unterm Artikel stattfindet, hat er mich auch nicht weiter beschäftigt.
Wogegen bei Modeste ausführlich diskutiert wird, Argumente aller Seiten kommen zur Sprache, es geht kontrovers, aber sehr gesittet zu – wo hat man das denn noch?

Du muss ja vorher einiges passiert sein, dass dich diese beiden Artikel so vergrätzen! Ich wünsch dir gute Erholung und allgemein das Beste!

ViolineFebruar 16th, 2017 at 19:56

In einen Link habe ich jetzt reingelesen.

Stimmt, das ist mindestens weltfremd. Raus aus der Diskussion halte ich auch für sinnvoll. Selbst den eigenen Weg gehen und miteinander leben. (Ich habe gerade ein Interview mit Papst Franziskus über die Barmherzigkeit gelesen: Sehr schön, was er darüber sagt, was die Kirche zu tun hat. Gilt genauso für diese blinden Mittelständler. Ich habe das Buch leider nicht mehr da, sonst könnte ich zitieren.)

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