Journal01112025
Ein Tag mit zwei Gesichtern. Vormittags mild und freundlich, nachmittags düster und regnerisch.
Es ist ein Jubiläumstag. Seit einem Jahr bin ich jetzt in Rente. Ein Jahr, das mich so richtig durcheinander gewirbelt hat, weil aus ihm ein Trauerjahr geworden ist. Diese Wucht. Das war unerwartet.
Aber dann kam langsam das Licht, die Ruhe, die Entscheidungen. Mein Leben fühlt sich intensiv an. Tief, fest. Und das obwohl, meine Wunschvorstellung von einem gutem Leben, ein ereignisloses Leben ist. Möglichst still. Möglichst leise. Aber dafür mit viel Präsenz. Ich hab die Jahreszeiten wahrgenommen, die Natur. Ich habe gelesen und mir Kunst angeschaut. Ich habe mit Freundinnen Spaß gehabt. Ich gab mir Mühe, ein guter Mensch zu sein. Die Stille ist der Ort, wo das Denken beginnt. Die Stille ist der Ort, wo mein Leben gedeiht. Ich habe in diesem Jahr so viel über mich gelernt. Über mich und das Leben.

