Die Lesungen zum Bachmannpreis – 1. Tag

Puh, jetzt bin ich ganz erschöpft von den Lesungen. Nach dem Programm bin ich noch schnell zum Supermarkt, um mir etwas zum Essen zu holen. Heute Abend gibt es ja wieder den Empfang am See bei der Bürgermeisterin.

Jetzt bleibt mir noch eine kurze Pause zum erholen. Bin mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich alle Lesungen hier durchgehen soll. Ich fasse vielleicht einfach zusammen.

Erstens: Bei jeder Änderung der Juryzusammensetzung merke ich, dass ich mich erst an die neue Dynamik gewöhnen muss, die zwischen den Juroren besteht. In diesem Jahr habe ich noch keine Favoritin bei ihnen. Immer wenn ich denke, oh, cool, tolle Analyse, gutes Argument, kommt kurz darauf ein Statement mit dem ich ganz und gar nicht einverstanden bin. Ihr wisst schon: einige Menschen sind gerne Fussball-Bundestrainer und mir kann es kein Juror recht machen.
In der Vergangenheit war das etwas anders, aber vielleicht kommt das ja noch an Tag zwei oder drei.

Zweitens: Der Lesetag starte gut, obwohl ich ihn – trotz disziplinierten Schlangestehen – zuerst zwei Stunden stehend verbringen musste. Die ersten vier Lesungen gefielen mir gut. Jede auf andere Art, die fünfte Lesung fand ich etwas daneben und ärgerte mich natürlich über Teile der Jury, die das unbedingt anders sehen wollten. (Siehe Erstens)

Drittens: Raphaela Edelbauer – “Das Loch“ gefiel mir gut. Die Unheilsgeschichte mit der Figur des Auffüllungstechnikers ohne Innenleben. Nora Gomringer meinte dazu, dass in einem gewissen Sinn alle Männer Auffüllungstechniker seien. Die Jury war sich uneins über die Statik, ich denke, die Autorin kann noch besser werden. Die Geschichte ist solide. Sieht mir aber nicht nach einem Hauptpreis aus.

Viertens: Martina Clavadetscher – Schnittmuster hat mir sehr zugesagt. Ich habe ja bekanntermaßen eine Vorliebe für poetische Texte und wenn darin noch gesponnen und mit Text gearbeitet wird, dann mag ich das sehr. Was ich an dieser Geschichte auch mochte, war die Frauenperspektive. Eine Geschichte, die sich mit dem Weitergeben – dem erfolglosen in diesem Fall – weitergeben von Erfahrungen von einer Frauengeneration an die nächste beschäftigt. Die thematisiert, dass Frauen lange nicht gelernt haben über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen.

“So steht es geschrieben, in der Natur,
In der Bibel und im Gesetzbuch – und zwar:
Schwarz.
Auf.
Weiß,
hat jede der anderen Frauen gesagt,
und mit dem Finger so, als läse sie es nach.“

Vielleicht sollte ich über diesen Text später in Ruhe noch etwas mehr schreiben. Der scheint wichtig zu sein.

Fünftens: Der Text von Stephan Lohse – Lumumbaland hat wohl auf Twitter für Rumoren geführt. Die Perspektive des Weißen, der sich in ein schwarzen Menschen reinempfindet ist sicher heikel. Ich hab den Text in dieser Hinsicht nicht so kritisch gehört, mir ist nach den zwei vorausgegangenen Texten der Frau allerdings aufgefallen, dass diese typisch männlich Konstellation viel leichter zugänglich ist. Und zwar sowohl den Männern als auch den Frauen.

Sechstens: Anna Stern – Warten auf Ava
Hmm, Anna Stern hat mir gut als lesende Person gefallen, aber zu ihrem Text habe ich noch keine klare Meinung. Werde ihn noch mal in Ruhe lesen.

Siebtens: Joshua Groß – Flexen in Miami
Da ich keine Literaturkritikerin bin, muss ich auch keinen Verriss schreiben, wenn mir das zuwider ist. Ich kann mich zurück ziehen und einfach sagen: der Rest war Schweigen. Zur Diskussion der Jury siehe Erstens.

Ich ziehe mich jetzt zurück, sonst artet das alles in Arbeit aus.

Nachtrag

Achtens: Die Links der anderen Bloggerinnen zu den TDDL will ich noch nachtragen.

Sturmpost
Engl
Kaltmamsell
Andrea Diener
Miriam Vollmer im Podcast beim Literaturcafe

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