Gedanken sammeln

Wieder ist die Welt schwarz. (Unsere Welt in diesem Fall, für andere ist sie seit Jahren schwarz.)
Wieder trauern alle. Tränen fließen und für kurze Zeit ist auch der Schock zu spüren.
Aber noch im Schock, entfernen wir uns von einander.
Die Ewig-Besserwissenden versuchen Raum zu gewinnen, politisches Kapital zu schlagen, ihre gewohnte Melodie anzustimmen. Vielleicht ist das für sie das, was für unsereins das Pfeifen im Walde ist. Vielleicht ist das ihr mystisches Mantra: Wenn ich nur weiter wie bisher mit meinem Finger auf die vermeintlich Schuldigen zeige, dann bleibt der Untergang fern, dann kann ich mir weiter meine Schwarz-Weiße-Welt backen, wie es mir gefällt.
Vielleicht ist das so. Denn logische Erklärungen gibt es nicht dafür, dass sie die Menschen anklagen, die vor dem Terror weggelaufen sind. Weglaufen mussten.

Aber da sind auch noch die anderen Stimmen, die die immer am Besten wissen, was alle anderen auch berühren sollte. Welche Tränen nicht geflossen sind. Mit wem die Menschen noch trauern sollen.

Mit denen habe ich wiederum Mitleid, weil ihnen etwas Wesentliches fehlt. Der Zugang zu den Emotionen von Menschen. Emotionen lassen sich nicht verordnen, die kann eine sich auch nicht mit Selbstdisziplin anerziehen. Emotionen packen uns und ziehen uns mit. Sie ergreifen uns dann, wenn wir selbst betroffen sind – oder unsere Liebsten. Sie überwältigen uns, wenn es Mensch betrifft, die wir kennen oder auch nur hätten kennen können. Emotionen stellen sich auch ein, wenn es an einem Ort passiert, an dem wir oder unsere Liebsten schon waren. Wenn es eine Berufsgruppe trifft, zu der wir Bezug haben.
Wenn wir irgendetwas gemeinsam haben.

Was wir als Menschen nicht schaffen können, ist immer und jederzeit Emotionen für alles was auf der Welt passiert bereitzuhalten. Das würde die menschliche Seele nicht aushalten ohne zu zerbrechen.

Allerdings hat uns die Evolution für dieses Szenario noch den Verstand mitgegeben und der kann uns sagen:
So lange es Menschen auf dieser Welt gibt, die für unseren Wohlstand, unsere Freiheit und unsere Werte in Krieg und Gewalt leben müssen, kann etwas nicht stimmen in dieser Welt.

Solange wird die Welt Trauer tragen.

Nachtrag:
Und warum die Totalüberwachung nach den Anschlägen keine gute Idee ist, erklärt der Datenschützer Peter Schaar noch immer am Besten.

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