Im Ankerglas

„Zurück an meinem Tisch griff ich zur Schere und begann sorgsam und ohne zu zögern meine Manuskripte zu zerschneiden. Quer durch die Verse und Strophen schnitt ich Worte und Wortgruppen aus dem Papier, selten mehrere Zeilen am Stück. Das bereitete Freude, ein angenehmes Gefühl, ich kam gut voran, und so zerschnitt ich auch die vorigen Entwürfe und Fassungen, die im Schubkasten lagen, und füllte damit meine Ankergläser. Dann verschloss ich sie. Ich klebte ein Stück Rollenpflaster auf und datierte die Gefäße mit Jahreszahl und Saison: Herbst 1996. Ich hatte eingeweckt.“

Lutz Seiler in Die Hölderlin Ameisen

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