Jammern auf hohem Niveau

Es ist noch nicht lange her, da hörte ich den Spruch „Wir jammern auf hohen Niveau“ mehrmals täglich. Im Büro, in den Medien, auf der Straße. Zuerst wurden die Lasten der Unfreiheit und der Druck, der im Alltag auf den Seelen liegt, besprochen und abgeschlossen wurde die Konversation mit dem Seufzer: „Wir jammern auf hohem Niveau.“

Mich irritiert diese Einstellung oft und ihre Logik überzeugt mich nicht. Sollte sich ein Vogel im sprichwörtlichen golden Käfig einfach frei fühlen? Darf ich nicht Dinge ansprechen und kritisieren, die mich belasten, auch wenn ich gerade nicht in Lebensgefahr schwebe?

Darf ich nicht Menschen kritisieren, die andere um ihrer eigenen Machtphantasien klein halten?

Und was soll das überhaupt sein, das hohe Niveau? Der Abgrund über dem wir schweben? Über dem wir schweben, weil die politisch verantwortlichen Personen das Gelände nicht – wie von allen vernünftigen Stimmen gefordert – absicherten?

Das hohe Niveau scheint mir eher so etwas wie ein Treffpunkt zu sein. Dort treffen sich die mit den Teflon-Genen. Die, denen es nichts ausmacht, alles an sich abgleiten zu lassen.

Kein Ort für mich und meine Schultern.

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