Journal18042020

Tag 26 Kontaktverbot

Hab fast keine Lust etwas zum heutigen Tag aufzuschreiben. Obwohl ich mich gut gefühlt hatte. Vor mich hin getrödelt. Gelesen. Ich lese wieder.

Dann die Zahlen angeschaut. Wie kann man sich nur so in Sicherheit wiegen, wenn nach vier Wochen Kontakteinschränkungen 3.700 neue Fälle an einem Tag hinzukommen?

Ich weiß, Panik machen bringt nichts. Aber wenn die Menschen in einem brennenden Gebäude chillen, ist das auch irritierend. Mit jeder weiteren Infektion geben wir diesem Virus die Chance zu mutieren. Und dieses Virus wird mutieren. Die Frage ist nur wann. Da die Menschheit dem Virus so ein super Experimentierfeld bietet, wird es sich diese Chance nicht entgehen lassen. Das Virus wird dann gefährlicher werden.

Alles bekannt. Alles alte Hüte und trotzdem wird nicht so gehandelt, dass die Infektionsketten unterbrochen werden.

Nicht jetzt und schon gar nicht in zwei, drei oder vier Wochen.

Es wird ein Sommer bei 35 Grad auf dem Balkon werden.
Für die, für die es gut ausgeht.

Die anderen betrauern ihre Kranken und Toten.

Zahlen des Tages: 142.872 und 4.426 Tote ca. 52.000 aktive Fälle.

Comments (8)

ClaudiaApril 19th, 2020 at 10:13

Mir scheint, in vielen Köpfen hat sich die Idee festgesetzt, dass es ein „Corona-Ende“ durch zuhause bleiben geben könnte. Dass sich bei Lockerungen jeglicher Art niemand mehr einem Ansteckungsrisiko aussetzen dürfte, sonst müssten sie unterbleiben.

Mich wundert das, denn wochenlang wurde doch auf allen Kanälen das ZIEL der Maßnahmen ausgiebig vermittelt: Verhindern, dass das Gesundheitssystem überlastet wird. FLATTEN the curve, nicht „Stopp the Curve“.

Erst hieß es: wenn die Verdoppelungszeit über 10 bsi 14 Tage beträgt, könne man lockern. Als das erreicht und überschritten wurde (aktuell: 34 Tage), schwenkte man um auf die Reproduktionsrate, die müsse unter 1 liegen.

Auch das ist jetzt der Fall, auch wenn sie von vorgestern auf gestern von 0,7 auf 0,8 gestiegen ist. Schwankungen in den Tagesmeldungen hat es die ganze Zeit gegeben, zudem ist ja gar nicht zu erwarten, dass sie sinkt, wenn man lockert. Nach den Angaben, die Merkel in ihrer Rede kürzlich detailliert machte, sind Raten bis zu 1 von den Krankenhäusern verkraftbar.

Diese waren und sind weit von Überlastung entfernt. Sie sind sogar deutlich unter-ausgelastet, weil viele normale Behandlungen aufgrund Corona verschoben wurden. Die erwarteten schweren Fälle in hoher Zahl sind jedoch nicht eingetreten, nun wollen auch die Krankeinhäuser „zur Normalität zurück“.

„Flatten the Curve“ bedeutet doch: deutliche Verlangsamung der Ansteckung vieler, nicht Verhinderung.

???

claudiaApril 19th, 2020 at 13:38

Das exponentielle Wachstum zu stoppen ist in allen Szenarien die Notfallstrategie. Muss auch so sein, weil unendlich viel Leid passiert, wenn die Kurve hochschiesst. Danach wäre es wichtig gewesen Strategien anzuwenden, damit sich das Virus nicht mehr ausbreiten kann. Also längerer und konsequenter Lockdown und danach vollständiger Nachvollzug der Infektionsketten mit restriktiver Quarantäne der Betroffenen.

Die trotz allem hohen Infektionszahlen, die wir heute haben, bestehen vor dem Hintergrund wochenlangen Einschränkungen.
Wobei die schlimmsten Einschränkungen ja nicht die sind, die von der Wirtschaft und den Homeoffice-Menschen diskutiert werden. Es sind die Einschränkungen, die Kranke, Behinderte und alte Menschen betreffen. Diese Einschränkungen sind zum Teil menschenunwürdig, sehr belastend und traumatisietend.

Normalität wird es nun leider für einen ganz langen Zeitraum nicht mehr geben können.

claudiaApril 19th, 2020 at 13:47

Und langer Zeitraum heißt nun: ein bis zwei Jahre.
Immer vorausgesetzt das Virus mutiert nicht in der Zwischenzeit und wird dadurch aggressiver.

Zum Thema Impfschutz: Es scheint bisher noch nicht gelungen zu sein einen Impfstoff gegen irgendein Corona-Virus bis zur Zulassungsreife zu entwickeln. Auch gegen HIV gibt es nach so vielen Jahrzehnten keinen Impfstoff.

Ich hoffe trotzdem inständig, dass sie das hinkriegen. Denn Medikamente und Impfstoff wären jetzt der einzige Ausweg aus dieser Situation.

ClaudiaApril 19th, 2020 at 14:21

Die Kurve sollte doch nicht „hoch schießen‘, sondern durch Einschränkungen und vorsichtige Lockerungen „flach“ gehalten werden.

Derzeit wird auch gefordert, endlich wieder Besuche bei Alten / Kranken zu ermöglichen. Das hätte aus meiner Sicht Priorität, es müssen eben Schutzmaßnahmen beachtet werden. Lange Isolation von allen Freunden und Angehörigen grade in der letzten Lebensphase – ich kann mir das gar nicht vorstellen!

claudiaApril 19th, 2020 at 14:41

Natürlich sollte sie nicht hoch schießen, das ist sie aber. Wir sind da, wo wir vor fünf Wochen waren, aber auf einem Niveau von mehr als 50.000 aktiven Fällen statt 3.000.

Wir haben jetzt nicht mehr den Spielraum der von 3.000 auf 50.000 geführt hat wir sind jetzt sofort bei 100.000 bzw. 300.000.

Das ist das, was die Bundeskanzlerin meinte, als sie von dem fragilen Zustand sprach.

Jedenfalls hoffe ich trotzdem inständig, dass wir irgendwie gut durch diese Zeit kommen.

ClaudiaApril 20th, 2020 at 10:41

Wie kommst du darauf, dass wir „sind wo wir vor 5 Wochen waren“ – das verstehe ich gar nicht! Fontblog macht eine gute Statistik, hier sieht man 9.3. bis 24.3.

https://www.fontblog.de/wp-content/uploads/2020/03/stat02.jpg

Reproduktionsraten von 2,1 auf 1,5 sinkend, gestern 0,8, wenn ich nicht irre. Das ist doch eine Entwicklung!

Verbreitung unter 1 ist doch nicht mehr exponentiell.

Langsam blick ich echt nicht mehr durch, so verschieden wie unterschiedliche Menschen die Zahlen interpretieren. Deinem Wunsch schließe ich mich an!

claudiaApril 20th, 2020 at 14:46

Wir brauchen eine Abnahme der aktiven Fälle. Und zwar eine drastische.

Die Infektionen werden aber wieder steigen, da braucht es nur einen Blick nach draußen.

Die verschiedenen Interpretationen kommen daher, dass verschiedene Akteure unterschiedliche Interessen haben. In diesem Fall verstärkt dadurch, dass die beiden sinnvollen Strategien auf unterschiedliche Arten sehr, sehr unangenehm sind. Es gibt eben keine „schöne“ Lösung, um einer Pandemie entgegenzuwirken. Eine Pandemie ist immer eine Katastrophe.

Und dann gibt es noch die Menschen, die gar nicht verstehen wollen, wie die Strategien aussehen können und wie sich Viren ausbreiten. Dafür gibt es ja leider genug Anschauungsmaterial, was passiert, wenn diese Menschen Länder regieren.

Das ist noch schlimmer.

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