TDDL – Start in den Tag 3

Bin gerade total raus aus der Thematik lesen. Hab die snapchats aus der Nacht von Hamburg gesehen. Ich vermeide schon seit einigen Jahren die Fernsehberichterstattung von Krieg, Terror, Gewalt und Alltagspolitik. Die Wettervorhersage, die sehe mir im Fernsehen an, bei allen anderen „Nachrichten“ vertraue ich auf Print, das ist besser für mein Gemüt.

Hamburg erinnert mich so sehr an Frankfurt 2015 bei der Einweihung der EZB. Da habe ich mir im Traum nicht vorstellen können, was da passieren wird. Diese Gewalt, diese Schäden, dieser Hass. Was da abgeht ist irgendwie komplizierter als: die Polizei macht dies. Wir machen das. Irgendwer hat zuerst angefangen. Wir wollen doch nur demonstrieren.
Klar, das auch. Menschen möchten ihre Meinung sagen. Menschen möchten demonstrieren. Menschen möchten ihre Wohlfühlzone. Polizei will durchgreifen. Polizei erhält Druck. Politik will Größe zeigen. Stärke. Macht.
Macht hält Macht mit starkem Arm fest. Und mitten in dieser Gemengelage agieren Menschen wie in einem Fun-Eskalations-Event.
An solchen Tagen, in diesen Nächten tritt zutage, wie zerstört unsere Gesellschaft schon lange ist. Die Gewalt auf der Straße ist schrill, laut und sichtbar. Die Gewalt, die unsere Gesellschaft täglich erlebt, wird eher leise, unspektakulär und unsichtbar ertragen. Die zehn Jahre Lebenserwartung weniger, die den Armen bleiben. Die Kindergeneration, die von der Armut in die Armut wächst. Der die Perspektivlosigkeit in die Wiege gelegt wird. Die Reichen, die unsere Lebensgrundlage zerstören, die Mittelschicht, die mit dem Abgrenzen nach unten beschäftigt ist.
Das ist alles sehr schlimm. Das sind ungute Zeiten.

Und ich schaue jetzt wieder weg, weiche aus, weil ich nicht weiß, wie ich das Wissen anders ertragen könnte. Wie ich es verarbeiten kann. Ich nehme mich raus.
Ich kann das.
Ich bin privilegiert.

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