Aufwachen

In der Nacht kitzelt der Vollmond durch die Ritzen des Rollladens meine Nase. Schlafen unter einem Scheinwerfer. Am Morgen schaue ich ins sonntägliche Bilderbuchwetter-Himmelblau. Unwirklich kommt mir das vor. Aber ja: der Frühling kommt. Er macht sich bereit, er lässt sich nicht vom Irrsinn der Welt vertreiben. Noch nicht, sollte ich vielleicht dazu schreiben und bin froh, dass ich meinen Pessimismus wieder gefunden habe. Mein Pessimismus ist mein Schutzpatron. Ich glaube fest daran, dass es nie schlimmer kommen kann als ich es mir ausmale, auch wenn mich jeder Tag vom Gegenteil überzeugt.

In den morgendlichen Nachrichten fällt ein Schatten auf den Kampf gegen den Super-GAU, es ist der Tod des Eisbär-Superstars Knut. Die Menschen sind weltweit betroffen von beiden Ereignissen. Nur wie es weitergeht mit der Kühlung erfahren wir nicht und auch nicht, dass es nur noch darum geht, die Ausmaße der Katastrophe möglichst kein zu halten.
Aber zu Libyen haben alle noch was zu sagen. Schön dass endlich wieder Kampfjets fliegen, man könnte sonst denken, kein Mensch braucht die. Aber nein: die nächste Runde um das Tauziehen Öl-Öl-Öl ist eröffnet.

Ich sehe zum Fenster raus. Es ist herrliches Wetter draußen. Ein Reisetag. Wunderbar geeignet um im Zug durch das Land zu reisen. Die Tasche gepackt, mit Proviant dieses Mal. Der Alltag kann kommen. Eigentlich zählt doch immer nur der Alltag, ein anderes Leben haben wir nicht.
Jeder Tag ist ein Lebenstag – selbst wenn es der letzte ist.

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