Die Menschheit hat den Verstand verloren

Treffender könnte der Titel nicht gewählt werden für die Kriegstagebücher der späteren Kinderbestseller-Autorin.

Astrid Lindgren entscheidet sich sehr bewusst zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ihre eigenen Aufzeichnungen zum Geschehen zu machen. Sie will verstehen.
Ich bin nach wenigen Seiten wie gebannt in der Lektüre gefangen. Mich fasziniert der Wechsel zwischen den offiziellen Kriegs- und Lageberichten und der Beschreibung ihres Alltags. Wie sie ihre Einkäufe festhält, die Spenden notiert. Die Sorge um ihre Kinder. Frauensichten sind eben auch und gerade im Krieg andere als die von Männer.

Noch nie zuvor habe ich eine Schilderung des Zweiten Weltkriegs aus skandinavischer Sicht gehört oder gelesen. Astrid Lindgren beschreibt akribisch die Lage, die Gerüchte, die offenen Strategien, die Hoffnungen oder Befürchtungen. Sie dokumentiert welchen Preis Schweden für seine Neutralität zählen muss, wägt ab ob der Preis zu hoch ist.
Manchmal meldet sich ein schlechtes Gewissen, weil der Krieg für ihre Familie auch eine Erhöhung des Wohlstandes bedeutet.
Ich habe das E-Book gelesen, was vielleicht etwas schade ist, da die Bilder und Original Abschriften nicht so zur Geltung kommen.

Diese Kriegstagebücher sind ein Kulturschatz.
Nach ihrer Lektüre bin ich erschrocken, wie viele Parallelen es zu unserer heutigen Situation gibt. Leider nehmen wir den Frieden als so selbstverständlich hin, dass vielen Menschen nicht bewusst ist, wie kostbar er ist.

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