Gedächtnis jäten

Mit dem Alter wächst der Garten der Erinnerungen. Jedes Jahr kommt ein Stück hinzu und mittlerweile besitze ich eine ganze Parklandschaft davon.
Vorne sind die kleinen gepflegten Beete, aber gleich hinter dem Ententeich geht es los. Lange bin ich dort nicht mehr gewesen, hab in der Hektik des Alltags nur vorne am Lageplan gestanden und mir gedacht, dass ich doch auch mal wieder beim Rosengarten meiner Jugendlieben, dem Kinderkarussell und den Ponys oder bei der Liegewiese vorbeigehen sollte. Da sind mittlerweile so viele vernachlässigte Plätze, so viele Beete sind ungejätet, das Unkraut wuchert wild und verdirbt den Blick auf die schönen. Erinnerungen. Manche Ecke ist schon abgesperrt, weil sie unzugänglich wurde und an anderen Wegkreuzungen, liegt nur noch Schutt und Schotter.

Da das Leben im Wesentlichen durch die Geschichten und Erinnerungen lebendig ist, da wir ohne Erzählung nicht denkbar sind, verschwindet mit jeder Erinnerung ein Teil von uns.

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