Journal15112023

Dieser Eintrag ist ein reiner Darmspiegelung-Gedächtnis-Eintrag.

Meine Schlussfolgerung dazu: Alle im Vorfeld dazu mitgeteilten Erfahrungen waren unbrauchbar für mich. Nein, das war kein Spaziergang. Das war schon ziemlich heftig. Anders als gedacht.

Am Besten wird sein, ich denke nicht mehr darüber nach.

Krone richten. Weiter gehen.

Und mich an meinem gesunden Darm erfreuen.

Journal13112023

Balkonblick im strömenden Regen. Auf dem Foto leuchten die Bäume in herbstlichen Farben und den Regenguss siehst du nicht. Ich sortiere mein Leben, schiebe Belastungen hin und her. Finde noch immer nicht den Weg zurück. Da ist plötzlich eine andere, die mit meinem Körper spazieren geht. Sie trägt meinen Namen und lässt mir keinen Raum.

Bildbeschreibung: Bäume mit Herbstlaub

Journal11112023

Mir wurde etwas wichtiges und wertvolles anvertraut und ich habe es verloren. Suche seit gestern früh um 6 Uhr danach und muss mir langsam eingestehen, dass es nicht mehr auftaucht. Das tut richtig weh.

Ansonsten bin ich ganz froh, dass gerade November ist. Da passen mein graublases Gemüt und der Monat perfekt zusammen.

Obwohl. Eigentlich ist dieser November ungewöhnlich bunt. Er ziert sich noch etwas. Noch ein paar Tage, dann wird er sein schickes grau wiederfinden.

Bildbeschreibung: Selfie von Claudia mit roter Brille und schwarzer Schirmmütze im Freien.

Journal08112023

Bin auf Dienstreise mit schwierigen Themen und emotionalen Momenten.
Der Herbst dreht kräftig auf und zeigt, was er kann.

Tragt ein bisschen Liebe in die Welt. Wir brauchen sie.

Bildbeschreibung: Alter Baum mit herbstlichem Laub in roter Färbung.

Journal05112023

Bin wieder Zuhause. Frankfurt – Marseille ist eine gute Zugstrecke. Schade, dass die Bahn aber seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr auf die Reihe kriegt. Ich weiß wirklich nicht mehr, wann ich zum letzten Mal ohne Überraschung und Abenteuer Bahn gefahren bin. Die Nummer mit dem Bahn Navigator hat uns schon am Montag morgen um 6 Uhr erwischt. Keine Anmeldung möglich, kein Tickets. Ich hab alles möglich ausprobiert und sogar die App nochmal installiert. Am Mittwoch war der Schaden dann wohl so groß, dass er in den Medien erwähnt wurde.

Wahrscheinlich hat die Führungsebene beschlossen, dass die Entwicklung der neuen App jetzt abgeschlossen ist. Punkt. Warum sollten sie auch auf die Technik hören? Die melden doch immer nur Probleme. Und dass die Kund*innen das jetzt ausbaden, das stört auch nicht so sehr. Dazu sind sie ja da. Am besten wäre vielleicht, wir würden unser Geld einfach überweisen und gar nicht mit dem Zug fahren. Das wäre viel praktischer und würde zu weniger Zugausfällen und Verspätungen führen.

Nun ja. Das Kapitel wird wohl noch etwas dauern. Ich bin jedenfalls wieder zurück und immer noch angeschlagen. Es ist wie es ist. So ist das Leben.

Journal03112023

Wenn du chronisch krank bist, nimmst du deine Krankheit mit, wenn du in Urlaub fährst. Das klingt ziemlich banal, ist aber in der Praxis sehr anstrengend und gewöhnungsbedürftig.

Ich habe mich so auf diese Urlaubswoche gefreut, muss aber feststellen, dass die Symptome hier in kurzer Zeit ziemlich ausgeschlagen haben. Zu viel Veränderung tut dem Immunsystem gar nicht gut und jetzt kämpft es wieder seinen sinnlosen Kampf.

Es war trotzdem eine gute Idee, hierher zu fahren. Ein bisschen Geduld ist jetzt gefragt, ein bisschen Selbstfürsorge und die Gewissheit, dass es richtig ist, die Krankheitshöhle ab und zu zu verlassen.

Journal02112023

Verlassen. Verriegelt und verschlossen. Eingefallen. Beschmiert.
Die Natur übernimmt und lässt Bäumchen und Blümchen wachsen.
Ich wünschte das Foto könnte ein Sinnbild sein.
Für alles, was möglich ist.

Ich bin hoffnungsvoll in meinem Schmerz.

Bildbeschreibung: Die verfallene Fassade eines alten Hauses in Marseille. Auf dem Rolltor ein Graffiti, grüne Pflanzen und eine Blume wachsen aus der Fassade und oben ein kleines Bäumchen.

Journal01112023

Einmal am Tag ein Lebenszeichen in die Welt hinausschicken, habe ich mir selbst für die nächsten Tage versprochen.

Entweder hier oder auf den anderen Kanälen.

Bildbeschreibung: Ein Ausschnitt der Hafenpromenade in Marseille

Journal29102023

Die Uhren wurden zurückgestellt und wenigstens in dieser Hinsicht fühlt sich die Welt wieder stimmig an. Ansonsten bietet sie nicht zu viele Lichtblicke. Zuviel Gräuel. Zuviel Leid. Zuviel Unvernunft.

Ich bin 62 Jahre alt und rücke mir täglich mein Leben zurecht. Vorsichtig und mit so viel Aufmerksamkeit wie nur möglich. Es ist erstaunlich, wie viel Kraft das Leben kostet. Wie schwer der Alltag sein kann, selbst unter privilegierten Bedingungen. Jetzt wo mein fremdbestimmtes Arbeitsleben dem Ende zu geht, merke ich erst, wie viel Energie ich in das Funktionieren stecken musste. Und nun, wo die Entscheidung zum Ausstieg getroffen ist, steigt der ganze Unmut in mir hoch. Dass diese Arbeit so irre viel von meinem guten Leben mitgenommen hat. Unnötigerweise. Denn die meiste Kraft wurde ja nicht für die bezahlten Tätigkeiten aufgebracht, sondern für das Funktionieren in Strukturen.

Wie auch immer. Ich bin weiter im Überlebensmodus. Im Erholungsmodus. Greife nach jedem Strohhalm und träume mich lebendig.

Journal28102023

Es regnet am Bornheimer Hang. Aber auf dem Foto sieht der trübe Tag nach  goldenem Oktober aus.

Es ist eine Ewigkeit her, seit ich hier etwas geschrieben habe. Es fehlt die Kraft und die Energie. Aber ich ahne einen Silberstreif am Horizont. Ganz langsam kommt auch wieder Energie zurück. Jetzt nur nicht ungeduldig werden.

Weiter im Schongang bleiben. Schritt für Schritt, Tag für Tag sehen wie es mit mir und dem Leben weitergeht. Die Prioritäten verändern sich. Es fühlt sich seltsam an, mich wie ein zerbrechliches Wesen zu behandeln. Aber das bin ich wohl. Fragil und trotzdem zäh.


Bildbeschreibung: Nussbäume mit gelben Blättern, auch der Boden ist mit Blättern bedeckt. Herbststimmung.