Zweiter Lesungstag in Klagenfurt

Ich bin fix und alle nach dem zweiten Lesungstag in Klagenfurt, möchte aber trotzdem eine ganz kurze Zusammenfassung der Lesungen hier festhalten.

Julia Wolf hat mit ihrem Text „Walter Nowak bleibt liegen“ viel Lob von der Jury eingefahren. Im Tickerstil: Großartige Sprache, gut gemacht, beeindruckend, der Lebenswille siegt, gute Zusammenstellung von Video und Text, wohltuend altmodisch. Meint die Jury und nur Hildegard Keller wagt zu sagen, dass der Text an manchen Stellen implodiert. Bei mir kommt der Text nicht so gut an, ich stelle fest, dass ich mich auch mit großartiger Sprache langweilen kann.

Jan Snela wagt sich seinen Text „Araber und Schakale“ zu nennen. Eine Hommage an Kafka war es jedenfalls nicht. Ziemlich geschmacklos.  Hubert Winkels meint, es sei ein Text für Pegida. Frau Feßmann entgegnet, er spiele mit Vorurteilen (sie hat eingeladen), ich meine, mit diesem Feuer spiele ich nicht und mag es auch nicht hören. Da hat jemand nicht verstanden, was Diskriminierung ist.

Isabelle Lehn stellt mich mit dem Text „Binde zwei Vögel zusammen“ vor ein Problem. Ich kann ihn noch nicht richtig beurteilen. Muss ihn in Ruhe noch mal lesen. Das Szenario ist ein US-Trainingslager in Franken in dem Arbeitslose als Statisten prekär missbraucht werden. Die Jury ist sich über die Qualität des Textes nicht einig. Das Urteil geht von ansprechend und „sie kann schreiben“ zu kalt und trocken.

Der Nachmittag begann mit Tomer Gardi „***“ in seinem Broken German – eine Wort-Erfindung der Jury. Die Jury verliert sich in der Metaebene darüber wie die Migrationskriterien der deutschen Sprache  gesetzt werden und welche Maßstäbe zur Bewertung von Texten von Nicht-Muttersprachlern herangezogen werden können und dürfen. Ich finde den Text unterhaltsam und spannend. Ein Text, den ich auch noch mal lesen muss, weil einige interpretationsfähige Stellen drin sind, die reizen darüber nochmal nachzudenken.

Zum Schluss kam noch Sylvie Schenk mit ihrem Text „Schnell, dein Leben“. Aus meiner Sicht war der Text nicht schnell, sondern angenehm langsam. Die Jury ist uneinig und unkonzentriert bei der Diskussion. Hildegard Keller sagt so was wie: eine böse Vorleserin, das hatten wir schon.

Ich sag jetzt gar nichts mehr. Ich bin platt. Aber das hatten wir auch schon.

 

 

Comments (1)

SammelmappeJuli 2nd, 2016 at 06:39

Sehe gerade, dass „Broken German“ der Buchtitel von Tomer Gardis Buch ist. Keine Jury-Erfindung, wie ich es gestern angenommen habe.

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