Zwischen den Zeiten

Wenn die Zeit zwischen alle Ritzen fällt, fühle ich mich am Wohlsten.
Zwischen den Jahren – das sind ganz besondere Tage. Für mich immer. Ob mit fremdbestimmter Arbeit oder auch ohne.

Gestern habe ich den alten Tatort „Das Reifezeugnis“ gesehen. Mit Nastassja Kinski damals 16 als liebende Mörderin.
Mein Geburtsjahr. Ich kann mich noch an die Erstausstrahlung dieses Tatorts erinnern und an die Gespräche an den Tagen darauf. Ein kleines Erdbeben war das. Nastassja unheimlich schön, der Lehrer unheimlich modern und noch moderner seine Ehefrau. Die Mitschülerinnen gemein und hinterhältig. Ein Märchen mit dem Makel, dass die Prinzessin handgreiflich wird.
Heute sehe ich den Film und die Figuren komplett anders. Oberflächlich schon deshalb, weil der Lehrer und seine so vernünftig, sympathische Ehefrau damals zwar … wie soll ich es höflich sagen? … gutaussehend aber schon etwas älter waren. Heute wirken sie sehr jung auf mich.
Auch hier ist die Zeit zwischen alle Ritzen gefallen.
Heute wird sich getraut über ganz andere Formen von Missbrauch zu sprechen. Viele Dinge, die ich erlebt habe, werden heute angesprochen und geächtet. Damals waren wir alle sehr froh, dass Sina am Ende doch nicht tot war. Ihr Lebenswille hat allerdings nur im Film gesiegt.
In meiner realen Lebenswelt sind mir einige Mädchen abhanden gekommen. Nachhaltig und tödlich.

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