Der Text kommt nicht bei und ich kann mich nicht konzentrieren. Immer schlecht als Einstieg.
Carolina Schutti eingeladen von Brigitte Schwens-Harran
Ich habe die Arme ausgebreitet, als wollte ich davonfliegen, doch etwas stimmt nicht, es sind die Hände, die ich zu Fäusten geballt habe, es sind die harten Fingernägel, die sich in meine Handflächen fressen, ohne dass der Schmerz mein Bewusstsein erreicht.
Der Text kommt nicht an mich heran. So weit, so stumpf. Die Stimme erreicht mich nicht. Häppchenliteratur. Vielleicht bin ich ungerecht.
Jörg Piringer eingeladen von Nora Gomringer
und diese leute waren jetzt frei waren jetzt plötzlich frei hatten mitihren schlüsseln gewackelt hatten wir sind das volk gerufen hatten den diktator erschossen hatten die zäune durchschnitten hatten die mauer umgeschmissen waren mit ihren trabis auf dem weg kamen aus ungarn kamen aus der tschechoslowakei der ddr
Ja, vielleicht staune ich über diesen Text. Die ganze Zeit in einem Text. Jede Generation fängt irgendwo an und vergisst die Vergangenheit. Jede Generation startet an ihrem eigenen Nullpunkt.
Es ist nicht mein Nullpunkt. Aber ich verstehe seinen.
(Ich bin müde und verschlafe die komplette Diskussion über den Text von Carolina Schutti. Im Halbschlaf höre ich die Juror*innen ihre Stimmen erheben. Gegeneinander, miteinander.)
Vor dem Fernsehmarathon gehe ich eine Stunde durch mein Viertel. Ich habe mir zwei Tage Urlaub genommen. Mir genehmigt. Mir rausgekommen. Mehr als einmal habe ich mit den Klagenfurter Bedingungen gehadert, nun ist alles anders gekommen.
Ich erwarte mir nicht weniger als drei Tage Corona-Pause von diesen Tagen der deutschsprachigen Literatur 2020. Ablenkung von der Pandemie.
Vor dem Fernsehmarathon gehe ich eine Stunde durch mein Viertel. Ich habe mir zwei Tage Urlaub genommen. Mir genehmigt. Mir rausgekommen. Mehr als einmal habe ich mit den Klagenfurter Bedingungen gehadert, nun ist alles anders gekommen.
Ich erwarte mir nicht weniger als drei Tage Corona-Pause von diesen Tagen der deutschsprachigen Literatur 2020. Ablenkung von der Pandemie.
Jasmin Ramadan eingeladen von Philipp Tingler
Sie konnte nicht anständig staubsaugen und wenn sie, zugegeben großartig, kochte, musste er hinterher das Chaos beseitigen, denn sie agierte beim Kochen wie ein wildes Kaninchen, hörte scheußliche Popmusik aus ihren kopflosen Tenagerjahren und tanzte dazu herum. Die Küche sah dann aus wie eine verrückte, verschmierte Seele.
Spaß kommt erst auf bei der Panikattacke.
Juror meint es sei ein verschränkt Reigen. Den anderen ist die Geschichte zu simple und die Figuren zu simple. Nora Gomringer spricht vom magischen Denken der Frauen.
Philipp Tingler stänkert sich unangenehm in die Diskussion. Irritierend ist die Autorin sieht der Autorin beim Lesen zu. Für das Publikum ergibt sich keinen Mehrwert, für die Lesenden ist es unnötig spannend.
Lisa Krusche eingeladen von Klaus Kastberger
Das Wasser leuchtete grün wie giftige Milch. Es schwappte sämig um Judith herum. Sie lag auf dem Rücken, mitten im Becken, die Arme ausgestreckt. An der Decke flirrten Reflexionen, das erinnerte sie an Videos von Polarlichtern. Es war schön sich vorzustellen, es wären welche, und sich von Melancholie hitten zu lassen.
Sehr sinnlicher Text. Mir gefällt die düstere Untergangsstimmung und die Pantasiewelt.
Die Juror*innen außer Tingler finden den Text gut gemacht.
Leonhard Hieronymi eingeladen von Michael Wiederstein
Er spricht von quälender Schlaflosigkeit, verzärtelten Kräften, Magerkeit und Essstörungen. Den Wein musste er, anders als in Rom, mit einem Beil in Stücke hacken und lutschen, seine Haare klirrten, überall hingen Eiskristalle. Und über das manchmal gefrorene Meer fuhren Bessen und Geten mit ihren Streitwagen auf neugeformten Straßen, um die Einwohner von Tomi mit in Schlangengift getauchten Pfeilen anzugreifen.
Als Kommentar zum Text schicke ich der Standseilbahn ein Gif mit einem dezenten Gähnen. Das ist alles, was ich euch zu diesem Text sagen möchte.
Gestern todesmutig im Feierabend Feierabendverkehr vom Büro nach Hause gefahren. Heißa, das war ein Fest! Bis Montag bin ich dann mental auf meine erste Zugfahrt seit drei Monaten vorbereitet. Augen zu und durch ist jetzt die Devise.
Hab heute mein erstes Webinar von Ver.di zu Arbeitsschutz in Zeiten der Pandemie gemacht und bin begeistert. So viel effizienter als ein Präsenzseminar! Ich sehe mich sofort nach dem nächsten um. Das ist richtig klasse!
Christoph Sydow ist tot. Ich erinnere mich noch gut an sein alshark Blog, das er als Student schrieb. Jetzt ist alles vorbei. Suizid ist grausam.
Mein ganz persönliches Strategiepapier für die nächsten Wochen entwickelt.
Unter Punkt 0 die Vorbereitungsphase eingetragen. Zur Beruhigung von Herz, Gemüt und Seele bedarf es einer geballten Lyrikdosis. Aktiv- und Passivimmunisierung.
Nun folgt Punkt 1 des Strategieplans. Vertraut machen mit alltäglichen Routinen ohne Ansteckungsängste. Ganz wichtig: Nicht vergessen, dass die Ansteckungsvermeidung nur eine statistische Größe ist.
Ins Stammbuch schreiben: Wenn’s schlimm kommt, war es nicht meine Schuld.