In der Nacht spielte der Wind mit allem was er finden konnte. Keine großen Schäden, aber die Gärten sahen aus als hätte ein großes Kind Unordnung gemacht. Ich hab nichts davon mitbekommen: hab tief und fest geschlafen.
Versuche mir die Sorgen aus dem Laib herauszuschlafen.
Signalstörung auf der Rückfahrt. Vielleicht eine Metapher für mein aktuelles Lebens?
Bildbeschreibung: Blick aus dem Zugfenster auf die Gleise, Rückseite einer Häuserreihe vor grau verhangenem Himmel
Der Februar trägt den Duft des Frühlings mit sich. Unaufdringlich und nachdrücklich. Wir leben in getrennten Welten, keine von uns wurde je nach ihrer Erlaubnis gefragt. Der Weg sei das Ziel, hat man uns gesagt.
Ich schenke dir den Vogelgesang, der morgens vor meinem Fenster erklingt. Das Rauschen der Bäume im Wind und das Licht über dem Riederwald.
Das Wochenende startet in diversen Grautöne, ich sortiere die möglichen Reiseverbindungen. Anreise mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen im Sternfahrtformat.
In meinen Rucksack packe ich das Nötigste und wie immer erstaunt mich das Ausmaß, der Notwendigkeit.
Ich wache zu früh auf. Viel zu früh. Mit der kindlichen Freude, dem ErwachsenenLeben ein paar Stunden Unbeschwertheit abzuluchsen. Unter der Decke, im Dunkeln lesen. Den Gedanken nachgehen. Die Wolken draußen erahnen. Sie ziehen davon. Der Wind treibt sie weg. Aber es gibt Nachschub. Es wird dauern bis die WetterGöttinnen den Spaß an diesem Spiel verlieren.
Vergessen, dass heute #12von12 ist. Kein Wunder bei dieser Erschöpfung. Nachmittagstermin abgesagt. Das Vernunft-Ich siegt.
Unverhofftes Lob bekommen. Das kann eine immer brauchen. Normalerweile bin ich die, die das Lob austeilt. Aber selbst dazu reicht die Kraft gerade nicht.
Dafür tanzt das Wetter sich mit Inbrust innerhalb von 30 min durch alle Jahreszeiten. Lebenslust ganz anderer Art.
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Abends schaue ich Fargo auf Netflix. Manchmal schmunzle ich, manchmal bin ich froh, wenn das Blut in Strömen fließt.
Stellvertreter-Blut.
Bildbeschreibung: Claudias schmollendes Gesicht ist nur ausschnittsweise zu sehen. Foto in schwarzweiß
Der Sturm hat mich nicht zerzaust. Er beschert mir einen ruhigen Bürotag, denn für die anderen ist es schwer bis unmöglich zur Arbeit zu kommen.
Der Hauptbahnhof am Morgen mit einer ungewohnten Atmosphäre. Lange Schlangen an allen Infoschaltern, aber insgesamt sehr wenig Menschen verglichen mit dem sonstigen morgendlichen Gewusel. An Gleis 8 steht ein Hotelzug, so sagt es die Anzeigetafel. Ich denke an die Hotelschiffe, die zu Messezeiten am Main liegen und gehe daran vorbei, um den vermeindlich exklusiven Zug anzuschauen. Dort angekommen nennt er sich dann Aufenthaltszug und entpuppt sich als ICE, der den gestrandeten Reisenden ein Obdach gibt.
Die Politik schmerzt gerade. Nicht dass ich die Wunden nicht schon seit Jahren spüre. Die Demokratie röchelt vor sich hin. Geopfert auf dem Altar der Talkshows des öffenlich-rechtlichen Fernsehens. Ignorieren scheint kein Talent zu sein, das einen Coolness-Faktor besitzt.
Hab alles festgezurrt und warte auf #Sabine. Schließlich kann es ja sein, dass beim #Sturmwichteln auch die was abkriegen, die gar nichts rausgestellt haben.
Ansonsten schickt mein Wochenend-Ich meinem Büro-Ich fleißig Mails. Immer in der Hoffnung dadurch den Stress zu vermindern. Aus dem Kopf und aus dem Sinn. Bin nicht sicher, ob die Strategie wirkt oder ob es sich um eine Vorstufe zum Burnout handelt.
Wird schon, denke ich bei mir und rühre in meiner heißen Schokolade. Wird schon werden.
Der Sonntag bekommt ein Herz, aber nur falls mir der Himmel nicht doch noch auf den Kopf fällt.