Hey Babys,
ich hab euch zum Fressen gern.

Home nennt Adriene in diesem Jahr ihr 30 Tage Yoga Programm. Ich schleppe mich durch die Übungen, wie schon im letzten Jahr. Allerdings mit weniger Anstrengung der unschönen Art. Wenn es zu heftig wird, entspanne ich mich bis ich den Wiedereinstieg finde. Das wird schon, denke ich bei mir. Das wird schon.
Adriene ist ein Phänomen mit ihren Yoga-Videos. Locker und unaufdringlich zieht sie ihre Linie durch. Einmal las ich in einem Artikel über sie, dass der Autor ihre Videos zum Einschlafen anschaut. Nicht um Yoga machen, sondern um ihrer Stimme zu lauschen.
Kann ich gut nachvollziehen.
Kalt und feucht ist es draußen. Die Meißen tanzen ihren Futtertanz auf dem Balkon.
Ich finde meinen Frieden wenigstens im heutigen Tag wieder.
Yoga with Adrine begonnen. 30 Tage Home. Im letzten Jahr klappte das ganz gut.
Mir wird heiß und kalt. Alle Glieder schmerzen. Es ist lange, lange her, dass mich eine Erkältung niederstreckte. Auch dieses Mal bin ich nicht sicher, ob es wirklich eine Erkältung ist.
Vielleicht ist mir das Neujahr mit aller Kraft in Körper und Geist gefahren. Hat von mir Besitz ergriffen. Mich in Panik geschüttelt.
Anmerkung:
Optimismus kann ich auch. Aber der ist im Moment und aus dieser Perspektive heraus nicht angebracht. Es wäre fahrlässig von mir, mir nicht einzugestehen, dass mich die Ernsthaftigkeit der Lage beängstigt.
Erst danach kann ich mich wieder auf die Geruhsamkeit und die Liebe einlassen. Was ich auch tun werde. Ganz bestimmt.
Da ist das große Unglück doch noch mal haarscharf an mir vorbei gelaufen. Hab also allen Grund mich beim Schicksal zu bedanken.
Draußen kracht und knallt es. Trocken ist die Luft und kalt. Die Raketen werden heute weit in den Himmel fliegen.
Und bunte Zauberlichter in den Himmel malen.
zwischen zwei Gesten
steht das Leben
sprüht Funken vor Glück
Zum letzten Mal in 2019 ins Büro und versucht den Überblick zu behalten. Nach Feierabend lange in den Himmel geschaut.
Das Jahr stolpert sich aus. 2020 steht auf der Matte und wirkt arrogant durch seine Symmetrie. Wie ein Fake. Ein Fake Neujahr. Herausgeputzt und blendend.
Ich trau ihm nicht.
Um die Fassade aufrecht zu erhalten, könnte ich jetzt Brücken bauen.
In Wahrheit geht es eher darum, die Luft anzuhalten.
Dieses Jahr noch keinen einzigen Rückblick gesehen oder gelesen.
Früher war ich fasziniert von Jahresrückblicken. Persönliche oder die in den Medien. Ob Politik, Sport oder Klatsch und Tratsch – mich interessierten sie alle.
Heute starre ich wie gebannt auch die verbleibende Lebenszeit: Was will ich noch tun? Was will ich noch erreichen? Wird das Schicksal mir gnädig sein? Wann wird es mir das Herz aus meiner Brust rausreißen?
Werde ich stark sein? Dieses eine Mal im Leben, werde ich da stark sein?
Ich habe aus dem Vollem geschöpft. Hab im Glück gebadet. So lange Zeit.
Zieh die Eifersucht der Götter nicht auf dich!
Mach dich klein, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen.