Journal23112024

Der November zeigt sich immer noch von seiner malerischen Seite. Viel Farbe, viel Blätterrascheln, viele Blättertänze.

Abends male ich weiter Blumenbilder und langsam sehe ich schon den Boden im Farbenkasten bei den Rot- und Grüntönen, die ich oft verwende. Als ich die Wasserfarben kaufte, wusste ich nicht, ob ich wirklich mit ihnen male oder ob sie im Schrank gut versteckt enden. Manchmal ist das ja schwer vorher zu sehen. Aber nun bin ich froh, dass ich sie habe. So viel Zufriedenheit und Harmonie in so einer kleinen Tätigkeit. Manchmal ist das Leben ein Rätsel.

Journal21112024

November im Bethmannpark. Mitten in der Stadt ein Ort zum Träumen. Ich bin Jahre lang immer nur vorbeigerannt und jetzt habe ich Zeit diese Pracht zu genießen.

Ich stelle euch ein Gedicht von Christine Lavant dazu:

„Die Bäume halten die Welt im Atem,
jedes Blatt ein verschwiegenes Wort.
In ihren Schatten ruht das Geheimnis
der Zeit, das wir so selten hören.“

Ein traditioneller chinesischer Pavillon steht inmitten eines herbstlichen Gartens. Durch ein kunstvoll verziertes Holzfenster sieht man einen Teich, der mit leuchtend bunten Herbstblättern bedeckt ist. Ein filigraner Stein ragt aus dem Wasser, umgeben von den warmen Farben der Jahreszeit.

Es wird dunkler

von Sarah Kirsch

Noch blühen die letzten Astern

Purpur in den Gärten

der erste Frost kommt bald

läßt sie zerfallen

langsam fällt Blatt um Blatt

auf die dunkle Erde.

Das Bild zeigt zarte, lila Blüten inmitten frischen Grüns. Weiche, aquarellartige Gelb- und Grüntöne im Hintergrund.

Ich weiß, es sind keine Astern, das Gedicht gefällt mir dennoch sehr.

Abends male ich Bilder. Zuerst ein paar geometrische Muster, seit drei, vier Tagen florale Motive. Ich tue mir schwer damit. Hab seit Jahrzehnten keine Wasserfarben mehr angefasst. Aber malen beruhigt ungemein.

Andere können es besser. Aber meine Blumen gefallen mir auch.

Ein rotes Blatt

„Ein rotes Blatt
von einem Ahorn
aufgehoben
im Vorübergehen –
die kleine Münze
des Herbstes.“

von Hilde Domin

Journal12112024

Wieder ein wunderschöner herbstliche Tag. Passend dazu wählt mir Chatgpt ein Zitat von der Schriftstellerin Edith Wharton aus:

„Es gibt zwei Arten des Lichts: das leuchtende und das reflektierte. Wir dürfen niemals vergessen, dass wir manchmal das eine und manchmal das andere sein müssen.“

Blick auf einen mit Herbstlaub übersäten Platz. Rechts ein rotes Haus mit Tischen und Bänken davor, links eine Reihe von Bäumen,der Boden mit Herbstlaub bedeckt.

Die warmen Farben und das Licht erinnern daran, wie die Natur und auch wir selbst immer wieder Licht und Wärme ausstrahlen können – auch in den ruhigeren Momenten des Jahres.

Journal09112024

Anaïs Nin

Träume sind notwendig, um durch den Nebel der Realität hindurchzugehen.“

Der Nebel der Realität. So fühlt sich das Leben gerade an. Da draußen ist all das Bekannte, aber durch den Nebel ist es gut versteckt. Ich ahne viel und will nicht wirklich wissen, was der Nebel noch so alles verbirgt.

Gut es es die Träume gibt. Träume versprechen Heilung und Zuversicht.

Journal07112024

Im Dunkel der Ängste den Sternenstaub suchen.“ – Nelly Sachs

Meine poetische Stimmung ist trüb, der Rest meiner Persönlichkeit stabiliert sich.

Alles was passierte, ist das, was sich schon so lange abzeichnete. Das magische Denken, dem sich so viele Menschen hingeben, ist verpufft. Die Strategien der Dreisten und Feisten gehen auf.

Journal06112024

Ich werde immer wachsen, auch wenn mich nichts mehr trägt.

Rose Ausländer

Das Zitat passt heute besonders gut.
Seid lieb zu euch und den anderen. Wir werden uns gegenseitig noch sehr brauchen.

Das magische, politische Wunschdenken hat nicht funktioniert und die Eskalationsstrategie der Rechten ist wieder aufgegangen. Wie im Bilderbuch. Alles läuft nach Plan. Weil die, die es könnten, den Knoten nicht durch schneiden. Sie wollen sich alle noch ihre Krümmel sichern, die unter den faschistischen Tisch fallen.

Blättergesang

Der Herbst legt mir seine Farben
Vor die Füße direkt
In mein Herz
Flüstert er seinen Blättergesang

Journal04112024

Auf der Suche nach kommenden Zeit. Der Bonuszeit. Die, die es obendrauf gibt. Eine Generation vor uns hieß es „Das haben wir uns verdient.“ Gemeint war der RenterInnenkonsum in all seinen Ausprägungen. Es war die Kriegskindergeneration, die überzeugt war, dass ihnen das alles zusteht. Sie hatten viel mitgemacht in ihrer Kindheit und später in ihrem Leben viele Geheimnisse, viel Leid und zwiespältige Gefühle weitergegeben.

Ich empfinde im Moment tiefe Dankbarkeit, dass ich in diesem Lebensabschnitt ankommen konnte. Dass er gestaltbar vor mir liegt. Was für ein Geschenk!

Ein Zitat von Anaïs Nin: „Das Leben schrumpft oder dehnt sich aus, proportional zum eigenen Mut.“